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Volkswagen - Abkoppelung von China löst Probleme nicht

16.01.2023
um 10:02 Uhr

Berlin (Reuters) - In der Debatte über das Verhältnis des Westens zu China rät Volkswagen der Politik von überzogenen Forderungen ab.

"Wir sollten unsere Position in China politisch nicht absichtlich schwächen", sagte China-Vorstand Ralf Brandstätter vor Journalisten in Berlin. "Wir sind der Meinung, Entkoppelung kann nicht die Probleme des 21. Jahrhunderts lösen." China werde seine Beziehungen zur Welt verändern. Darauf müssten sich Europa und Deutschland einstellen und ihre Strategie anpassen. Die Volksrepublik bleibe für die internationale Automobilindustrie ein entscheidender Markt. "Wir müssen gerade jetzt im Austausch bleiben. Dazu helfen enge wirtschaftliche Beziehungen."

Die Bundesregierung propagiert in Wirtschaftsfragen einen schärferen Kurs gegenüber China und fordert von den Unternehmen, ihre Abhängigkeit von diesem großen Markt zu verringern. Auch die Europäische Union pocht auf mehr Gleichberechtigung und Fairness in den Wirtschaftsbeziehungen zu China. Brandstätter warnte davor, blauäugig zu sein. "Abhängigkeiten muss man bewerten und auch reduzieren, politisch wie wirtschaftlich, aber unternehmerisch vernünftig", betonte er. Volkswagen passe seine Strategie an und werde seine technologische Entwicklung noch stärker im Reich der Mitte erbringen.

Die chinesische Regierung verfolgt den Plan, bei vernetzten und selbstfahrenden Fahrzeugen (Intelligent Connected Vehicles) führend zu sein. Davon profitierten viele chinesische Unternehmen. Der Wolfsburger Konzern, der angesichts der zunehmenden Konkurrenz durch heimische Hersteller auf seinem größten Markt unter Druck steht, wolle sich dem Wettbewerb stellen und an der Entwicklung partizipieren, sagte Brandstätter. Der Konzern werde die Geschwindigkeit erhöhen, um neue E-Autos zu entwickeln. Chinesische Wettbewerber bräuchten dazu nur etwa zweieinhalb Jahre, Volkswagen dagegen annähernd vier Jahre. VW werde wegen seiner Qualitätsansprüche auch weiter etwas mehr Zeit benötigen, könne an einigen Stellen aber schneller werden.

BRANDSTÄTTER KÜNDIGT BESUCH IN XINJIANG AN

Auf globaler Ebene diversifiziert Volkswagen derzeit seine Märkte, um Abhängigkeiten zu verringern. So investieren die Wolfsburger kräftig in Nordamerika und sichern dort auch einen Teil des Bedarfs an Rohstoffen für Elektroautos ab. In absehbarer Zeit soll in der Region auch eine Batteriezellfabrik entstehen. Die USA werben mit massiven Steuererleichterungen um Technologien für erneuerbare Energien wie Elektroautos.

Mit Blick auf den Konflikt Chinas mit Taiwan sagte Brandstätter, alle seien sich des hohen Risikos bewusst. "Wir sehen im Moment eher, dass alle Beteiligten an Deeskalation interessiert sind, und weniger an einer Eskalierung."

Brandstätter kündigte für Februar einen Besuch in der chinesischen Provinz Xinjiang an, wo Volkswagen zusammen mit dem Staatskonzern SAIC ein Werk betreibt. In der Region im Nordwesten Chinas lebt die muslimische Minderheit der Uiguren, die vom chinesischen Staat unterdrückt wird. "Wir werden alles tun, was in unserer Kraft liegt, damit es in diesem Werk vernünftige Arbeitsbedingungen gibt. So wie in allen anderen Werken auch", sagte Brandstätter. Auch das Lieferantennetz prüfe VW genau. "Wir haben keine Hinweise auf Menschrechtsverletzungen oder Zwangsarbeit."

(Bericht von Jan C. Schwartz und Victoria Waldersee; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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