Reuters

Lufthansa reicht Gebot für italienische Airline ITA ein

18.01.2023
um 16:12 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Lufthansa hat der italienischen Regierung ein Gebot zum Einstieg bei der staatlichen Fluggesellschaft ITA Airways unterbreitet.

Zunächst sollen ein Minderheitsanteil erworben und Optionen zum Kauf der verbleibenden Anteile zu einem späteren Zeitpunkt vereinbart werden, teilte die Lufthansa am Mittwoch mit. Das Unternehmen habe dazu eine Absichtserklärung beim italienischen Wirtschafts- und Finanzministerium eingereicht.

Insidern zufolge will die Lufthansa in einem ersten Schritt einen Anteil von 40 Prozent an der Alitalia-Nachfolgerin für 200 bis 300 Millionen Euro kaufen. Die Verhandlungen mit der italienischen Regierung sollen in einigen Wochen abgeschlossen werden. Das italienische Finanzministerium wolle rasch eine verbindliche Absichtserklärung mit der Lufthansa unterschreiben, gefolgt von einem Beschluss des staatlichen Eigners einer Kapitalerhöhung, hieß es von mit dem Vorgang Vertrauten. Die Lufthansa erklärte, nach Unterzeichnung der Absichtserklärung müsse es weitere Verhandlungen über die Ausgestaltung einer Beteiligung, die kommerzielle und operative Einbindung der ITA in die Lufthansa Airline Group und sich daraus ergebenden Synergien geben.

Mit ITA Airways könnte die Lufthansa, zu deren Konzern auch Eurowings, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Swiss gehören, ihre Position auf ihrem wichtigsten europäischen Auslandsmarkt stärken. Die italienische Fluggesellschaft könnte ihr Langstreckengeschäft ausbauen. Auf längere Sicht könnte die Lufthansa dann Mehrheitseigner werden, denn der italienische Staat strebt eine vollständige Privatisierung an.

Die Lufthansa hatte bereits vor rund einem Jahr mit der Schweizer Reederei MSC die Übernahme einer Mehrheit von ITA Airways vorgeschlagen, war während des im Wahlkampf umstrittenen Privatisierungsprozesses zwischenzeitlich aber aus dem Rennen. Kontroversen gab es vor allem um den Einfluss des Staates, der die notorisch defizitäre Airline schon lange mit Finanzhilfen am Leben hält. Ein von der Regierung in Rom angestrebter Verkauf einer ITA-Minderheit an den US-Finanzinvestor Certares, der mit Air France und der US-Airline Delta zusammenarbeitete, zerschlug sich dann im Herbst. Die Verhandlungen mit der Lufthansa kamen wieder in Gang, MSC zog sich zurück. Air France erklärte am Mittwoch, keinen Anteil an ITA erwerben zu wollen, pochte aber auf ein Fortsetzen der Zusammenarbeit innerhalb des Airline-Verbundes Skyteam.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

AIR FRANCE-KLM INH. EO 1

WKN 855111 ISIN FR0000031122

Delta Air Lines

WKN A0MQV8 ISIN US2473617023

LUFTHANSA AG VNA O.N.

WKN 823212 ISIN DE0008232125