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"Harry & Meghan" gibt Netflix Rückenwind - Mitgründer geht

20.01.2023
um 10:12 Uhr

Los Angeles (Reuters) - Der Erfolg der Dokumentation "Harry & Meghan" und der Serie "Wednesday" hat Netflix einen überraschend starken Kundenzuwachs beschert.

Mitgründer Reed Hastings kündigte am Donnerstagabend außerdem seinen Rückzug von der Spitze des Streaming-Dienstes an. Er übergebe die Konzernführung an seinen Co-Chef Ted Sarandos und an Greg Peters, der bislang das Tagesgeschäft verantwortete. Er selbst wechsele an die Spitze des Verwaltungsrats.

Sarandos und Peters übernehmen die Konzernleitung in schwierigen Zeiten. Nach dem Boom zum Höhepunkt der Corona-Pandemie muss Netflix härter um Kunden kämpfen, weil diese wegen steigender Preise und einer schwächelnden Konjunktur sparen. Außerdem verschärft sich der Wettbewerb mit Rivalen wie Amazon Prime oder Disney+. Daher hatte Netflix über weite Strecken des vergangenen Jahres mit Kundenschwund zu kämpfen. Dieser brockte der Aktie 2022 ein Minus von insgesamt rund 50 Prozent ein.

In diesem schwierigen Umfeld hätten Sarantos und Peters ihre Feuertaufe bestanden, sagte Hastings. "Deshalb sind der Vorstand und ich der Meinung, dass es der richtige Zeitpunkt ist, meine Nachfolge anzutreten." Hastings hatte Netflix 1997 mitgegründet, damals als Versandvideothek für DVDs. 2007 machte er die Firma zu einem Streaming-Anbieter. Sein Erfolg veranlasste zahlreiche Konkurrenten, Milliarden in vergleichbare Angebote zu investieren.

KUNDENZAHLEN AUF ERHOLUNGSKURS

Die neuen Konzernchefs können auf einem wieder wachsenden Kundenzuspruch aufbauen. Die Zahl der Nutzer stieg zum Jahresschluss um 7,66 auf 231 Millionen, teilte Netflix mit. Dies ist etwa doppelt so viel wie erwartet und rund drei Mal so viel wie im Vorquartal. Zuschauer lockten unter anderem die Abenteuer von Wednesday Addams an. Die Serie, die auf der "Addams Family" basiert, ist Netflix zufolge die dritterfolgreichste der Firmengeschichte. Die in Frankfurt notierten Aktien stiegen am Freitagmorgen um rund sechs Prozent.

Bei den Finanz-Kennzahlen schnitt der Streaming-Dienst weniger stark ab. Der Umsatz lag mit einem Plus von 1,9 Prozent auf 7,85 Milliarden Dollar im Rahmen der Erwartungen. Offenbar habe es einen Kannibalisierungseffekt durch das neu eingeführte und vergünstigte werbefinanzierte Abonnement gegeben, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.

Der Reingewinn brach im vierten Quartal auf 55 von 607 Millionen Dollar ein. Aus diesem Grund werde das Unternehmen seine Bemühungen verstärken, die Weitergabe von Zugangsdaten zu unterbinden und Trittbrett-Seher zu zahlenden Kunden zu machen, sagte der neue Co-Chef Peters. Das sei zwar "kein übermäßig populärer Zug", ähnlich wie bei Preiserhöhungen zahle er sich aber langfristig aus.

(Bericht von Lisa Richwine und Dawn Chmielewski, geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Amazon.com Inc.

WKN 906866 ISIN US0231351067

Netflix Inc.

WKN 552484 ISIN US64110L1061

The Walt Disney Co.

WKN 855686 ISIN US2546871060