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Börsianer erneut optimistischer für Euro-Konjunktur - "Rezession vom Tisch"

06.02.2023
um 10:37 Uhr

Berlin (Reuters) - Börsianer blicken so optimistisch auf die Konjunktur im Euro-Raum wie seit fast einem Jahr nicht mehr.

Das entsprechende Barometer stieg im Februar bereits den vierten Monat in Folge - und zwar um 9,5 auf minus 8,0 Punkte. Das teilte die Investment-Beratungsfirma Sentix am Montag zu ihrer Umfrage unter mehr als 1300 Investoren mit. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einer Verbesserung auf minus 12,8 Zähler gerechnet. "Der Anstieg signalisiert, dass eine Rezession vorerst vom Tisch ist", sagte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy. "Vielmehr gewinnt das Szenario einer Stagnation an Kontur." Die Aussichten wurden so gut bewertet wie seit Februar 2022 - in diesem Monat begann der russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

"Das Ausbleiben einer Energiekrise sowie die robusten Unternehmensmeldungen tragen zur Abkehr vom ursprünglichen Rezessionspfad bei", sagte Hussy. Er warnte zugleich vor übertriebenen Hoffnungen. So liege das Barometer ungeachtet des deutlichen Anstiegs nach wie vor im negativen Bereich. Die Wirtschaft der Euro-Zone hatte im vierten Quartal ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent geschafft.

Für Deutschland bleibt die Tendenz ähnlich: Hier kletterte das Sentix-Barometer im Februar ebenfalls den vierten Monat in Folge und erreichte mit minus 6,8 Punkten den höchsten Stand seit März 2022. "Vieles deutet auch hier auf ein Stagnationsszenario hin", sagte Hussy. "Das Ganze steht jedoch auf schwachem Fundament." So liege die Inflationsrate in Deutschland mit zuletzt 8,6 Prozent nach wie vor sehr hoch. Das dürfte den Handlungsdruck auf die Europäische Zentralbank (EZB) weiter hoch halten, ihre Zinsen in diesem Jahr weiter heraufzusetzen. "Damit bleiben steigende Zinsen ein Dauerthema und dürften das Wirtschaftswachstum einbremsen", sagte Hussy.

Die EZB hat bereits für März eine weitere Zinsanhebung signalisiert. Erst vergangene Woche hatte sie ihren Leitzins von 2,00 auf 2,50 Prozent angehoben. Das verteuert beispielsweise Baukredite.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)