Hamburg (Reuters) - Der Autozulieferer Continental hat trotz massiv gestiegener Kosten für Rohstoffe, Energie und Logistik operativ mehr verdient.
Bei einem um fast 17 Prozent auf 39,4 Milliarden Euro gewachsenen Umsatz kletterte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um gut fünf Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro, wie der Konzern am Mittwoch in Hannover mitteilte. Das lag im Rahmen der Analystenerwartungen. Die Dividende will Continental um 70 Cent auf 1,50 Euro je Anteilsschein senken, weil der Nettogewinn wegen diverser Sondereffekte auf 67 Millionen Euro eingebrochen ist. Im Vorjahr hatte Continental einen Reingewinn von 1,4 Milliarden Euro ausgewiesen. Aus dem Russlandgeschäft zieht sich Continental wegen des Krieges in der Ukraine zurück und verkauft sein Werk in Kaluga.
Obwohl der Reingewinn eingebrochen ist, zog Conti eine positive Bilanz. "In Anbetracht der Herausforderungen haben wir uns operativ gut behauptet", sagte Vorstandschef Nikolai Setzer. "Wir haben unsere Umsatz- und Ergebnisprognose auf Konzernebene erreicht und somit ein respektables Resultat erzielt." Der bereinigte Barmittelzufluss (Free Cashflow) fiel allerdings auf 200 Millionen Euro nach 1,4 Milliarden im Vorjahr.
Bei Anlegern kam der optimistische Ausblick gut an. Die Conti-Aktie legte zeitweise mehr als sechs Prozent zu, weil der drittgrößte deutsche Autozulieferer von einer weiteren Erholung des Marktes ausgeht und ein höheres Ergebnis in Aussicht stellte.
Die Ankündigung, sich aus Russland zurückzuziehen, überraschte dagegen kaum jemanden. Setzer sagte, man befinde sich in einem fortgeschrittenem Verkaufsprozess, um sich von den Aktivitäten in Russland zu trennen, einschließlich der Fabrik in Kaluga.
SUBVENTIONEN IN DEN USA LOCKEN
Stattdessen richtete sich der Blick stärker auf die USA, wo die Regierung mit hohen Investitionen in klimaschonende Technik wirbt. Finanzchefin Katja Dürrfeld sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Continental habe schon sehr früh in Nordamerika investiert und beschäftige dort rund 15.000 Mitarbeiter. "Unsere Investitionsentscheidungen orientieren sich maßgeblich an den regionalen Marktentwicklungen und entsprechend auch an unseren Kunden." Übersetzt heißt das, sollten sich große Abnehmer von Continental für weitere Werke in den USA entscheiden, würde der Dax-Konzern aus Hannover entsprechend investieren. Der Markt in Nordamerika sei für die globale Automobilindustrie extrem wichtig, betonte Dürrfeld.
KOSTEN BLEIBEN HOCH
Für 2023 rechnet Continental mit einer Abschwächung der Autokonjunktur. Nach einem Wachstum der Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen um rund sieben Prozent auf weltweit 82 Millionen Fahrzeuge im vergangenen Jahr geht das Management für dieses Jahr von einem Plus zwischen zwei und vier Prozent aus. Der Umsatz soll in einer Spanne zwischen 42 und 45 Milliarden Euro landen, die bereinigte Rendite zwischen 5,5 und 6,5 Prozent. 2022 war die Marge um einen halben Prozentpunkt auf fünf Prozent gesunken, auch weil sich die Mehrkosten für Energie, Logistik und Material auf 3,3 Milliarden Euro anhäuften. Im laufenden Jahr schätzt der Vorstand diese Kosten auf rund 1,7 Milliarden Euro.
Die Sondereffekte, die im abgelaufenen Jahr beim Gewinn zu Buche schlugen, bezifferte Conti mit rund einer Milliarde Euro. Davon entfielen mehr als 850 Millionen auf Wertminderungen in der Autosparte. Der Rückzug aus dem Russlandgeschäft belastete die Bilanz mit 87 Millionen Euro.
(Bericht von Jan C. Schwartz; redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)