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Fed hebt Leitzins trotz Bankenbeben weiter an - Zinsgipfel kommt in Sicht

23.03.2023
um 07:22 Uhr

- von Howard Schneider und Ann Saphir und Reinhard Becker

Washington/Berlin (Reuters) - Die US-Notenbank Fed setzt trotz des jüngsten Bankenbebens ihre Serie an Zinserhöhungen eisern fort.

Sie erhöhte den Schlüsselsatz am Mittwoch um einen Viertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent. Damit dürfte der vorläufige Zinsgipfel bald erreicht sein. Denn die Währungshüter peilen im Mittel in ihrem aktualisierten Ausblick zum Jahresende ein Niveau von 5,1 Prozent an - so wie sie es bereits im Dezember anvisiert hatten.

Sie strichen zugleich eine Passage aus ihrem Text, wonach weitere Zinserhöhungen angemessen sein dürften. Stattdessen sprechen sie jetzt davon, dass noch "eine gewisse zusätzliche geldpolitische Straffung" angebracht sein könnte. An den Terminmärkten wurde die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Erhöhung auf der Sitzung im Mai auf 62 Prozent taxiert.

Die in den USA gehäuft aufgetretenen Probleme von Regionalbanken wie der in die Pleite gerutschten kalifornischen SVB hatten zuletzt Spekulationen aufkommen lassen, dass die Fed nach rund einem Jahr der Zinserhöhungen nun pausieren könnte. Denn die Schwierigkeiten der Geldhäuser gelten auch als Folge der rasant angehobenen Zinsen zur Bekämpfung der Inflation. Diese lag zuletzt trotz eines Rückgangs auf 6,0 Prozent noch weit über dem Fed-Ziel von 2,0 Prozent.

ABSAGE AN ZINSSENKUNG

"An ihrer Absage an Zinssenkungen noch im laufenden Jahr dürfte die US-Notenbank angesichts des Inflationsausblicks auf absehbare Zeit festhalten", meint LBBW-Ökonom Elmar Völker. Nach Ansicht der Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib, steckt die Zentralbank derzeit in einer verzwickten Situation: "Die Fed begeht bei ihrem Zinsentscheid den schmalen Grat den Kampf gegen steigende Preise fortzusetzen und gleichzeitig finanzielle Stabilität auch im Bankensektor beizubehalten."

US-Finanzministerin Janet Yellen machte jüngst zwar Fortschritte bei der Stabilisierung der amerikanischen Bankenbranche aus. Die frühere Notenbankchefin nannte als Grund dafür die jüngsten Stützungsmaßnahmen. Bei kleineren Geldhäusern könnten aber weitere Hilfsmaßnahmen nötig werden, sollte es dort einen Ansturm der Kunden geben, um ihre Einlagen abzuziehen. Solche sogenannten Bank Runs können auch bei anderen Instituten zu Verwerfungen führen, wenn das Vertrauen der Kunden schwindet. Das Risiko weiterer Pleiten sei aber eingedämmt worden.

(Redaktion Washington, Mitarbeit Rene Wagner und Zuzanna Szymanska; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)