Reuters

SNB hebt Leitzins trotz Bankenturbulenzen kräftig an

23.03.2023
um 10:12 Uhr

Zürich (Reuters) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erhöht wegen des erneut gestiegenen Inflationsdrucks und ungeachtet der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor erneut die Zinsen.

Zudem signalisierten die Währungshüter um SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag eine weitere geldpolitische Straffung. "Es ist nicht auszuschließen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten", erklärte die Zentralbank. Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, will die SNB bei Bedarf zudem weiterhin am Devisenmarkt eingreifen, wobei seit einigen Quartalen Fremdwährungsverkäufe im Vordergrund stehen.

Die SNB-Zinserhöhung war von Experten erwartet worden - trotz der am Wochenende von der Schweizer Regierung orchestrierten Rettungsaktion für die Credit Suisse. Von Reuters im Vorfeld der vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung befragte Volkswirte hatten mehrheitlich eine Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte prognostiziert.

Aufgeschreckt von der Gefahr einer ausufernden Inflation hatte die SNB im vergangenen Jahr eine geldpolitische Kehrtwende vollzogen. Zudem setzten die Währungshüter auf die inflationsdämpfende Wirkung eines starken Frankens und veräußerten Fremdwährungen. Der Franken zog nach der SNB-Entscheidung an, der Dollar verlor gegenüber der Schweizer Währung 0,6 Prozent auf 0,9118 Franken. Zwar ist der Preisanstieg in der Schweiz im internationalen Vergleich noch immer moderat. Mit 3,4 Prozent im Februar liegt die Jahresteuerung aber immer noch deutlich über dem von der Notenbank angepeilten Zielbereich von null bis zwei Prozent.

Auch die US-Notenbank Fed straffte am Mittwoch ihre Geldpolitik trotz des jüngsten Bankenbebens weiter und nähert sich allmählich dem Zinsgipfel. Sie erhöhte den Schlüsselsatz um einen Viertel-Prozentpunkt und signalisierten zugleich, dass nicht mehr viel Luft nach oben bleibt. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hatte in der vergangenen Woche ihren Straffungskurs im Kampf gegen die hohe Inflation fortgesetzt und die Schlüsselsätze um einen halben Prozentpunkt angehoben.

Die SNB geht vorerst von einem erhöhten Teuerungsniveau aus. Sie rechnet im laufenden Jahr mit einer Inflation von 2,6 Prozent, nachdem sie im Dezember noch von 2,4 Prozent ausgegangen war. Preiserhöhungen finden inzwischen auf breiter Basis statt, erklärte die Notenbank. 2024 und 2025 wird dann jeweils 2,0 Prozent Jahresteuerung erwartet. Optimistischer werden die Wachstumsaussichten eingeschätzt: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte dieses Jahr um rund ein Prozent steigen, nachdem zuletzt noch etwa 0,5 Prozent veranschlagt wurden.

(Bericht von Paul Arnold und Oliver Hirt, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)