Reuters

Dax knickt nach Zinsentscheid der Fed ein

23.03.2023
um 12:07 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Nach der erneuten Zinsanhebung in den USA haben die Anleger an den europäischen Aktienmärkten Vorsicht walten lassen.

Der Dax verlor am Donnerstag 0,8 Prozent auf 15.088 Zähler, der EuroStoxx50 gab 0,3 Prozent nach. Die US-Notenbank Fed setzte den Schlüsselsatz für die Zinsen wie erwartet um einen Viertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent. Einige Investoren hatten wegen des jüngsten Bankenbebens auf eine Zinspause gehofft. Fed-Chef Jerome Powell habe jedoch klargestellt, dass die Bankenkrise nicht automatisch ein Einknicken in der Inflationsbekämpfung bedeute, sagte Jochen Stanzl beim Broker CMC Markets. "Der Arbeitsmarkt in den USA ist so stark und das Wachstum so robust, das eigentlich noch ein oder zwei kleine Zinsschritte der Fed kommen könnten."

Gleichwohl scheint ein Ende des US-Zinserhöhungszyklus aus Sicht vieler Analysten in Sichtweite zu kommen. "Der vorsichtigere Zinsausblick der Fed zeigt(...), dass eine Pause der geldpolitischen Straffung näher gerückt ist, weil die Bankenturbulenzen die konjunkturellen Risiken erhöhen", schreibt LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch in einem Kommentar. Die Währungshüter strichen am Mittwoch eine Passage aus ihrem Text, wonach weitere Zinserhöhungen angemessen sein dürften. Stattdessen spricht die Fed jetzt davon, dass noch "eine gewisse zusätzliche geldpolitische Straffung" angebracht sein könnte.

DOLLAR UNTER DRUCK - EURO IM AUFWIND

Die US-Währung reagierte prompt und ging auf Tauchstation. Der Dollar-Index fiel am Donnerstag zeitweise um 0,4 Prozent auf 101,9150 Zähler, den niedrigsten Stand seit Anfang Februar. Im Gegenzug zog der Euro um bis zu 0,7 Prozent auf 1,0929 Dollar an.

Bergauf ging es auch für den Franken, nachdem die Schweizer Nationalbank (SNB) wegen des erneut gestiegenen Inflationsdrucks den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent anhob. Der Dollar rutschte um 0,6 Prozent auf 0,9118 Franken ab. Die SNB-Zinserhöhung war von Experten erwartet worden - trotz der am Wochenende von der Schweizer Regierung orchestrierten Rettungsaktion für die Credit Suisse. Ob die Bank of England (BoE) ebenfalls die Zinsen weiter anzieht, dürfte sich am Mittag zeigen. Eine Zinsanhebung um einen Viertel Prozentpunkt auf 4,25 Prozent gilt unter Experten als wahrscheinlich.

BANKENTITEL ERNEUT AUF TALFAHRT

An den europäischen Aktienmärkten gerieten die Bankentitel nach den Zins-Entscheiden der Notenbanken unter die Räder. Der europäische Sektorindex rutschte um 2,2 Prozent ab. Die Aktien der Commerzbank hielten mit einem Kursverlust von 4,9 Prozent die rote Laterne im Dax, die Titel der Deutschen Bank fielen um 2,4 Prozent. Die Analysten der Citigroup stuften den europäischen Bankensektor auf "Neutral" von "Overweight" herunter. Die Fundamentaldaten für die Institute sähen zwar gesund aus. "Aber die anhaltende Vertrauenskrise könnte die Risikobereitschaft der Banken einschränken und den Kreditfluss verringern", sagten die Aktienstrategen.

Unter den Aktien mit einem positiven Vorzeichen stachen am deutschen Aktienmarkt Nemetschek heraus. Die Titel des Bau- und Mediensoftwareanbieters stiegen im MDax in der Spitze um fast 13 Prozent auf 59,20 Euro, den höchsten Stand seit sechs Monaten. Die Umstellung auf ein Abonnement-Modell kostet das Unternehmen im laufenden Jahr zwar erst einmal Wachstumstempo und Rendite. Für 2025 stellte Vorstandschef Yves Padrines jedoch ein Umsatzwachstum von mindestens 15 Prozent in Aussicht.

(Bericht von: Daniela Pegna. Mitarbeit: Anika Ross, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)