Reuters

Evergrande geht das Geld aus - Elektroauto-Sparte droht Produktionsstopp

23.03.2023
um 15:27 Uhr

Hongkong (Reuters) - Die Elektrofahrzeug-Sparte des angeschlagenen chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande steht vor dem Aus.

Das Unternehmen erklärte am Donnerstag, die Produktion der New Energy Vehicle Group müsse gestoppt werden, wenn kein frisches Geld aufgetrieben werde. Damit enden die hochfliegenden Träume des Unternehmens möglicherweise vorzeitig, das ursprünglich mit dem Plan angetreten war, Im Jahr 2025 eine Million Elektroautos zu produzieren.

Bislang haben aber lediglich gut 900 Exemplare des ersten Modells Hengchi 5 die Werkshallen verlassen. Im Dezember wurde die Produktion gestoppt, weil Insidern zufolge nicht genügend Bestellungen für das Fahrzeug eingegangen sind. Dennoch gibt Evergrande die Hoffnung nicht auf, das Programm doch noch weiterzuführen. Sollten künftig Mittel in Höhe von mehr als 29 Milliarden Yuan (umgerechnet 3,9 Milliarden Euro) eingehen, solle eine Reihe von Flagschiff-Modellen aufgelegt und die Massenproduktion gestartet werden, hieß es. Ursprünglich sollte ein zweites Elektroauto-Modell in der ersten und ein drittes Modell in der zweiten Jahreshälfte 2023 auf den Markt gebracht werden.

Die Muttergesellschaft steckt seit Jahren in finanziellen Schwierigkeiten: Evergrande ist mit rund 300 Milliarden Dollar verschuldet - so stark wie kein anderes Immobilienunternehmen der Welt. Allein 22,7 Milliarden Dollar wurden im Ausland aufgenommen. Am Mittwoch hatte das Unternehmen Pläne für die Umstrukturierung ihrer Offshore-Schulden bekannt gegeben.

Allerdings stößt der Vorschlag bei Investoren nicht auf Gegenliebe. "Im Großen und Ganzen sind wir nicht sehr zufrieden damit, weil sich die Kreditbedingungen nicht verbessern und die Laufzeiten zu lang sind", sagte Sunny Jiang von der Vermögensverwaltung Haitong International. "Wenn dieser Plan verabschiedet wird, befürchten wir, dass er ein schlechtes Beispiel für andere Immobilienentwickler ist, die über eine Restrukturierung ihrer Schulden nachdenken, und es könnte noch schwieriger für Anleihegläubiger werden, ihr Geld zurückzubekommen."

(Bericht von Donny Kwok und Anne Marie Roantree, geschrieben von Katharina Loesche und Christina Amann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)