Reuters

Sorgen um Finanzsektor lassen Deutsche Bank abstürzen

24.03.2023
um 13:32 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Nervosität unter Bankanlegern ebbt nicht ab: Zum Wochenschluss geriet vor allem die Deutsche Bank unter massiven Verkaufsdruck.

Die Aktien von Deutschlands größtem Geldhaus rutschten um bis zu 14,9 Prozent auf 7,95 Euro ab, so stark wie zuletzt während des Börsen-Crashs vom März 2020. Seit dem Kollaps der Silicon Valley Bank in den USA und dem Beginn der Bankenkrise vor gut zwei Wochen haben die Titel der Deutschen Bank rund 30 Prozent eingebüßt - damit lösten sich rund sieben Milliarden Euro an Börsenwert in Luft auf. Aktuell ist die Deutsche Bank noch gut 16,5 Milliarden Euro wert.

Für Unruhe sorgte laut Händlern zum Wochenschluss vor allem der rapide Anstieg der CDS des Frankfurter Geldhauses - also die Preise für die Absicherung gegen Zahlungsausfälle bei Anleihen von Banken. Für die Absicherung eines 10 Millionen Euro schweren Pakets von Deutsche-Bank-Anleihen mussten dem Datenanbieter S&P Market Intelligence zufolge am Freitag über 200.000 Euro gezahlt werden statt 142.000 Euro wie noch am Mittwoch. Einige Finanzexperten halten die Deutsche Bank allerdings für widerstandsfähig: "Wir sind relativ entspannt angesichts des robusten Eigenkapitals und der Liquiditätspositionen der Bank", schrieben Analysten von Autonomous Research in ihrer Analyse. "Um es klar zu sagen: Deutsche Bank ist nicht die nächste Credit Suisse."

Seit der Not-Rettung der Schweizer Großbank Credit Suisse durch den Rivalen UBS am vergangenen Wochenende sorgen sich viele Investoren über eine Ausweitung der Vertrauenskrise auf andere Geldhäuser. Die CDS anderer großen Geldinstitute wie UBS, Societe Generale und Intesa Sanpaolo schossen am Freitag ebenfalls in die Höhe. Die Aktien des zweiten großen Finanzinstituts im Dax, die Commerzbank, gaben in der Spitze 10,4 Prozent auf 8,41 Euro nach. Bei der Coba fiel der Börsenwert in den vergangenen zwei Wochen um rund vier Milliarden Euro auf 10,8 Milliarden Euro.

Auch die Kurse von eigenkapitalähnlichen Anleihen (AT1) der Deutschen Bank gaben nach Daten des Online-Brokers Tradeweb nach, was die Rendite auf 24 Prozent ansteigen ließ. Damit rentierten sie doppelt so hoch wie noch vor zwei Wochen. Eigenkapitalähnliche Anleihen von Banken sind unter Druck geraten, seit die Credit Suisse gezwungen war, AT1-Schulden im Wert von 16 Milliarden Schweizer Franken im Rahmen der Übernahme durch die UBS auf Null abzuschreiben. "Die Auswirkungen der Abschreibung bei Credit Suisse haben Fragen zu einem wichtigen Teil der Bankenfinanzierung aufgeworfen", sagte Stuart Cole vom Vermögensverwalter Equiti Capital.

Unabhängig davon kündigte die Deutsche Bank am Morgen an, am 24. Mai nachrangige Anleihen mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Dollar vor ihrer Fälligkeit 2028 zu tilgen. Das Institut wird diese sogenannte Tier 2 Anleihen mit der ISIN-Nummer US251525AM33 zu 100 Prozent ihres Nennwerts mit den bis zum Einlösungsdatum aufgelaufenen Zinsen zurückzahlen.

(Bericht von Marta Orosz, Tom Sims, Zuzanna Szymanska, Daniela Pegna, Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Commerzbank AG

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Credit Suisse Group AG

WKN 876800 ISIN CH0012138530

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008