Reuters

Ökonomen - Inflationsrate sinkt im März deutlich auf 7,3 Prozent

28.03.2023
um 10:17 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Inflationsrate in Deutschland ist Ökonomen zufolge im März auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten gefallen.

Waren und Dienstleistungen dürften sich um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verteuern, sagen die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Volkswirte von 14 Banken im Schnitt voraus. Das wäre der niedrigste Wert seit August 2022. Im Januar und Februar hatte die Inflationsrate noch bei jeweils 8,7 Prozent gelegen. Das Statistische Bundesamt will an diesem Donnerstag eine erste Schätzung dazu veröffentlichen. Entwarnung geben Analysten allerdings noch nicht.

"Das ist zwar ein gutes und wichtiges Signal, dass der Inflationsgipfel klar überschritten ist", sagte BayernLB-Chefvolkswirt Jürgen Michels zum erwarteten starken Rückgang. "Aber das Problem ist aufgrund der hartnäckig hohen Kerninflation noch nicht gelöst." Stellten sich zuerst die Energie- und dann die Nahrungsmittel als Preistreiber heraus, so kosteten zuletzt auch die anderen Waren und Dienstleistungen deutlich mehr - die sogenannte Kerninflation. "Das heißt: Für die EZB ist noch keine Entwarnung angesagt", sagte Michels. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in diesem Monat ihren Leitzins von 3,0 auf 3,5 Prozent angehoben, um die Inflation in der Euro-Zone einzudämmen.

Auch NordLB-Chefvolkswirt Christian Lips sieht noch keinen Grund zur Gelassenheit. "Der erwartete Rückgang der Inflationsrate im März ist vor allem Folge eines günstigen Basiseffekts", sagte der Experte. So waren vor einem Jahr die Energiepreise nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine in die Höhe geschnellt. Nun werden sie erstmals mit den schon erhöhten Preisen verglichen, nicht mehr mit den niedrigeren vor Kriegsausbruch - das wird als Basiseffekt bezeichnet. Insgesamt bleibe die Teuerung "im Jahresdurchschnitt 2023 viel zu hoch und die EZB somit unter Druck, nicht zu früh im Kampf gegen die Inflation nachzulassen", sagte Lips.

Auch die Wirtschaftsweisen sehen den Höhepunkt bei der Inflation für überschritten. Im Jahresschnitt wird mit einer Rate von 6,6 Prozent gerechnet, nach 6,9 Prozent im vergangenen Jahr, heißt es im Ausblick des Sachverständigenrates. "Die Inflation kommt zunehmend in der Breite der Wirtschaft an", sagte der Wirtschaftsweise Martin Werding. "Die gestiegenen Erzeugerpreise und die zu erwartenden Lohnsteigerungen dürften die Verbraucherpreisinflation noch bis ins kommende Jahr hinein hoch halten." Erst 2024 dürfte die Teuerungsrate merklich zurückgehen, und zwar auf 3,0 Prozent.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)