- von Klaus Lauer
Berlin (Reuters) - Bertelsmann hat im vergangenen Jahr einen Umsatzrekord erzielt und peilt dasselbe auch für 2023 an.
Die Erlöse kletterten 2022 um 8,3 Prozent auf 20,2 Milliarden Euro, wie der Medien-, Dienstleistungs- und Bildungskonzern aus Gütersloh am Donnerstag mitteilte. Das Ergebnis (operating Ebitda) blieb mit rund 3,2 (Vorjahr: 3,2) Milliarden Euro nahezu stabil. "Für 2023 erwarten wir eine ähnliche Entwicklung - also über 21 Milliarden Euro Umsatz", sagte Konzernchef Thomas Rabe der Nachrichtenagentur Reuters. Der operative Gewinn dürfte im laufenden Jahr stabil bleiben, das Nettoergebnis nach dem Wegfall von Sondereffekten wieder steigen.
Unter dem Strich halbierte sich das Konzernergebnis 2022 weitgehend auf 1,1 Milliarden Euro, weil im Vorjahr hohe Verkaufsgewinne zu Buche geschlagen hatten. Während die TV-Tochter RTL, die Verlagsgruppe Penguin Random House, der Dienstleister Arvato und die Musik-Tochter BMG ihren Umsatz steigerten, konnten nur BMG und Arvato auch beim operativen Gewinn zulegen.
Zuletzt platzte die 2,2 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Verlags Simon&Schuster durch die Bertelsmann-Tochter Penguin Random House, was den Konzern 200 Millionen Dollar an Abfindungszahlungen kostete. Rabe scheiterte zuletzt auch in Frankreich und den Niederlanden bei seinem Vorhaben, rund um RTL nationale Champions im europäischen Fernsehmarkt zu schaffen, um der Konkurrenz von Netflix & Co die Stirn zu bieten. Er hatte immer wieder auf mittlere Sicht ein engeres Zusammengehen von RTL mit dem Konkurrenten ProSiebenSat.1 ins Spiel gebracht. Dessen Chef Bert Habets sagte dazu am Dienstag, der Widerstand der Kartellämter habe wohl vorerst die RTL-Strategie in puncto nationaler Champions gestoppt. "Ich denke, das ist ein sehr deutliches Signal, sodass ich in den nächsten Jahren auch auf dem deutschen Markt keine Möglichkeiten an dieser Front erwarte", sagte Habets, der selbst bis 2019 RTL-Chef war.
RTL HAT GUTE KAUFANGEBOTE FÜR GRUNER-ZEITSCHRIFTEN BEKOMMEN
Rabe bekräftigte, man setze künftig eher auf Allianzen und Partnerschaften. Wegen der jüngsten Kartellentscheidungen sei ein stärkeres Zusammengehen mit ProSiebenSat.1 vorerst vom Tisch. "Wir sollten uns nichts vormachen." Aber man sei bereit zu Kooperationen etwa bei Werbevermarktung und Streaming - auch mit dem bayerischen Rivalen.
RTL Deutschland hatte Anfang 2022 Gruner+Jahr übernommen und dampft nun das Zeitschriften-Geschäft des Hamburger Traditionsverlags massiv ein. Dabei werden rund 500 Arbeitsplätze gestrichen, etwa 200 der insgesamt 1900 Vollzeitstellen sollen durch den Verkauf von Titeln wegfallen. Der Verkaufsprozess komme gut voran, sagte Rabe zu Reuters. "Wir haben diese Woche indikative Angebote bekommen, sehr viele und auch wirklich gute." Er sei zuversichtlich, dass man den Verkaufsprozess bis Sommer abschließen werde. RTL habe zudem den Sozialplan für die Beschäftigten unterschrieben, die vom Umbau betroffen sind.
Bertelsmann will von 2021 bis 2026 fünf bis sieben Milliarden Euro investieren und hat dabei schon 2,2 Milliarden Euro in die Hand genommen. Zukäufe werde es eher kleinere bis mittlere geben - außer etwa im Bereich digitaler Gesundheit. "Da könnte ich mir auch eine Größenordnung von mehreren Millionen Euro vorstellen", sagte Rabe im Reuters-Interview.
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)