Düsseldorf (Reuters) - Die Deutsche Telekom treibt mit der Übernahme der Tochter T-Mobile US ihr Wachstum voran.
"Wir haben gestern Nacht die Mehrheit an der T-Mobile US erreicht", sagte Telekom-Chef Tim Höttges am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Bonn. "Wir haben die Mehrheit und sind größter Eigentümer am wertvollsten Telekommunikations-Unternehmen der Welt - T-Mobile USA." Dem Konzern zufolge hält er nun 50,2 Prozent an der US-Tochter. Die Mehrheitsübernahme war seit dem Kapitalmarkttag 2021 erklärtes Ziel des Konzerns.
T-Mobile US ist maßgeblich für das Wachstum des Bonner Konzerns verantwortlich. Allein im vierten Quartal 2022 hatte die US-Tochter 927.000 neue Nutzer hinzugewonnen. Bei der Mutter wuchs die Zahl der Vertragskunden um 225.000. Seit 2013 sei der Wert der US-Tochter um 153 Milliarden Euro gestiegen, sagte Höttges. Die Wertsteigerung für die Aktionäre der Telekom liege bei über 70 Milliarden Euro. Ziel der Deutschen Telekom sei es, eine klare Mehrheit der Anteile an der US-Tochter zu halten, betonte der Manager. "Inwieweit wir zusätzliche Aktien aufstocken, das haben wir noch nicht unternehmerisch entschieden. Da müssen wir uns noch mit befassen."
AKTIONÄRSSCHÜTZER WARNEN VOR RISIKEN IN DEN USA
Aktionärsvertreter begrüßten die Entwicklung, warnten aber vor den Risiken. Die T-Aktie stehe und falle mit der Entwicklung des US-Geschäfts, das 66 Prozent der Umsätze und 64 Prozent des Betriebsgewinns (Ebitda) ausmache, sagte Union-Investment-Experte Henrik Pontzen. "Das größte Risiko für die Telekom-Aktionäre liegt in einer möglichen Wettbewerbsverschärfung im US-Mobilfunkmarkt." Die Deutsche Telekom müsse zur Sicherung des Mehrheitsanteils an T-Mobile US in den nächsten Jahren Milliardensummen in den USA investieren, erklärte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka Investment. "Geld, das den hiesigen Aktionären erst einmal nicht zur Verfügung steht. Wir fordern Sie daher auf, das nötige Fingerspitzengefühl mitzubringen und somit auch zusätzliche Werte für die Aktionäre der T-Aktie zu schaffen."
Für den Heimatmarkt Deutschland mahnte Konzernchef Höttges mehr Tempo bei der Digitalisierung an. "Deutschland und Europa liegen bei der Digitalisierung zurück." Dies gelte sowohl für die Cloud, bei Microchips oder bei Künstlicher Intelligenz. "In fast allen Kategorien sind wir keine Weltmarktführer." Es sei nicht nachhaltig, wenn Deutschland von der Substanz lebe. "Das Siegel 'Made in Germany' bröckelt. Darum müssen wir es gemeinsam aufpolieren." Die Basis der Digitalisierung seien die Netze. "Wir bauen sie. Aber wir brauchen schnellere Genehmigungsverfahren. Wir brauchen die digitale Verwaltung." Natürlich müssten auch die Unternehmen noch besser zusammenarbeiten.
(Bericht von Tom Käckenhoff, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)