Amsterdam (Reuters) - Der niederländische Chipausrüster ASML sieht erste Anzeichen für eine Zurückhaltung seiner Kunden beim Bau neuer Chipfabriken.
Einige große Unternehmen verschöben die Lieferung neuer Maschinen, sagte Finanzchef Roger Dassen am Mittwoch. So schränkten die Hersteller von Speicherchips ihre Investitionen ein, ähnliches gelte auch für einige Arten von Mikroprozessoren. Dennoch sieht ASML die Ziele für das laufende Jahr nicht in Gefahr: "Die Nachfrage übertrifft unsere Kapazitäten in diesem Jahr immer noch, und wir haben derzeit einen Auftragsbestand von mehr als 38,9 Milliarden Euro", sagte ASML-Chef Peter Wennink.
"Unserer Einschätzung nach sind weder 2023 noch 2024 in Gefahr", schrieben die Experten von JP Morgan. Im ersten Quartal verdiente ASML mit 1,96 Milliarden Euro ungefähr dreimal so viel wie vor Jahresfrist. Der Umsatz verdoppelte sich fast auf 6,74 Milliarden Euro. Von Refinitiv befragte Analysten hatten nicht mit so viel gerechnet. Dennoch gaben die Aktien 2,5 Prozent nach.
Jüngst hatte der Chiphersteller Samsung angekündigt, seine Produktion zu drosseln. Die Südkoreaner reagieren damit auf eine Abkühlung der Chip-Nachfrage. Die Speicherchip-Hersteller SK Hynix und Micron schraubten zudem ihre Investitionspläne zurück. Auch Intel-Chef Pat Gelsinger setzte zuletzt Fragezeichen hinter seine Ausgabenpläne. Nach dem Corona-Boom bei Unterhaltungselektronik oder Home-Office-Ausrüstung ist die Nachfrage nach Halbleitern zuletzt deutlich zurückgegangen. Langfristig schätzen aber die Firmen die Aussichten günstig ein, weil etwa in Elektroautos, Energieanlagen oder Steuergeräten mehr Chips benötigt werden.
ASML gehört zu den weltweit führenden Zulieferern für die Halbleiterbranche. Das Unternehmen stellt tonnenschwere Lithographie-Maschinen her, welche für die Produktion der nur wenige Nanometer großen Chips benötigt werden.
(Bericht von Toby Sterling, geschrieben von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)