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Insider - Allianz sucht Käufer für Anteil an Neo-Bank N26

19.04.2023
um 14:37 Uhr

München (Reuters) - Die Allianz sucht Finanzkreisen zufolge einen Käufer für ihre Beteiligung an der Berliner Neo-Bank N26.

Der Münchner Versicherungsriese lote derzeit das Interesse an seinem Anteil von 5,4 Prozent aus, den er 2018 und 2019 in zwei Finanzierungsrunden erworben hatte, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Gespräche mit potenziellen Käufern liefen bereits. Einem Bericht der "Financial Times" zufolge ist die Allianz bereit, dabei eine Bewertung von rund drei Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro) zu akzeptieren, die deutlich unter dem Niveau bei der jüngsten Finanzierungsrunde vor zwei Jahren liege. Damals hatten Investoren N26 mit 7,7 Milliarden Euro bewertet.

N26 ist zuletzt wegen operativer Mängel - etwa bei der Bekämpfung von Geldwäsche - stark unter Druck der Finanzaufsicht BaFin geraten, zahlreiche Führungskräfte verließen die Bank. Doch selbst mit einem zu erwartenden Erlös von nur 160 Millionen Dollar würde die Allianz den Insidern zufolge das Investment mit einem deutlichen Plus abschließen. Der "FT" zufolge könnte sie ihren Einsatz mehr als verdreifachen. Als der Versicherer 2018 zusammen mit dem chinesischen Tech-Investor Tencent in einer Serie-C-Runde bei N26 einstieg, wurde die Bank mit weniger als einer Milliarde Dollar bewertet, erst mit der Serie-D-Runde ein Jahr später wurde sie zum "Einhorn", also zum Milliarden-Start-up. Für Allianz X war N26 eine der ersten Beteiligungen nach einem Strategiewechsel hin zu Investments in reifere Firmen.

Eine N26-Sprecherin sagte, man wisse nichts von einem Verkauf von Anteilen bestehender Investoren. Dies gelte auch für Allianz X. Wie diese ihre Beteiligungen bewerteten, kommentiere man nicht. Ein Allianz-X-Sprecher wollte sich konkret ebenfalls nicht äußern, betonte aber, als aktiver Investor verhandele man ständig über Transaktionen, prüfe Angebote und spreche mit Unternehmen. Das bedeute aber nicht, dass solche Gespräche auch zu einem Abschluss führten. Allianz X habe sich nach einer Anschubfinanzierung des Mutterkonzerns stets durch den Ausstieg aus Beteiligungen selbst finanziert und den Wert des Portfolios inzwischen auf 1,8 Milliarden Euro fast verdoppelt. Die Rendite (IRR) liege damit bei rund 20 Prozent.

N26 ist eines der wertvollsten Fintechs Deutschlands, rutscht jedoch seit 2016 immer tiefer in die roten Zahlen. Trotz wachsender Umsätze stiegen die Verluste 2021 auf 172,4 Millionen Euro, neuere Zahlen liegen nicht vor. Insgesamt zählte die Bank 2021 acht Millionen Kunden, doch nur weniger als die Hälfte (3,7 Millionen) bringen N26 auch Einnahmen. Seit Oktober 2021 darf die Bank auf Geheiß der BaFin nur noch 50.000 Neukunden im Monat aufnehmen. Zahlende "Premium-Kunden" von N26 sind bei Buchungen über eine Reiseversicherung von Allianz Partners abgesichert.

(Bericht von Alexander Hübner und Marta Orosz, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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