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Aufseher wollen mehr Absicherung gegen Klima-Schäden

24.04.2023
um 17:02 Uhr

Frankfurt/München (Reuters) - Unternehmen und Hausbesitzer in Europa sollen sich besser gegen die teuren Folgen des Klimawandels absichern.

Die Europäische Zentralbank (EZB) und die EU-Versicherungsaufsicht Eiopa drängen Versicherer und EU-Staaten in einem am Montag veröffentlichten Positionspapier dazu, die Absicherung gegen Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Stürme auszuweiten. Bisher seien nur ein Viertel der klimabedingten Katastrophenschäden versichert, in einigen Ländern seien es sogar nur fünf Prozent. Und die Versicherungslücke werde noch größer, wenn der Klimawandel stärker spürbar werde, warnten die Finanzaufseher. Wenn dadurch das Geld für den Wiederaufbau nach einer Naturkatastrophe fehle, sei das gefährlich für die Konjunktur und die Kreditwürdigkeit der Unternehmen.

"Wir müssen die Akzeptanz von Klimakatastrophen-Versicherungen erhöhen, um die zunehmenden Auswirkungen von Naturkatastrophen auf die Wirtschaft und das Finanzsystem zu begrenzen", sagte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos. Viele Menschen unterschätzten ihr Risiko und die Kosten der durch den Klimawandel verursachten Schäden oder verließen sich im Notfall auf den Staat, heißt es in dem Papier. "Um unsere Gesellschaft wirksam zu schützen, müssen wir (...) geeignete Lösungen vorschlagen und finden", erklärte EIOPA-Chefin Petra Hielkema. Dazu könnten ein verstärkter Einsatz von Katastrophen-Anleihen und staatliche Unterstützung für die Versicherer bei der Absicherung von extremen Wetterereignissen gehören. Letzteres sei auch auf EU-Ebene möglich.

In Deutschland wird seit der Flutkatastrophe im Ahrtal über eine Pflichtversicherung gegen sogenannte Elementarereignisse wie Sturzfluten debattiert. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter sprach sich in München dafür aus: "Es wäre blauäugig, sich darauf zu verlassen, dass immer der Staat eingreift." Nur in Extremfällen werde der Staat helfen. Der CSU-Politiker verwies aber darauf, dass das Bundesjustizministerium der Auffassung sei, dass eine Elementarschaden-Pflichtversicherung nur in engen Grenzen möglich sei. Bei einem Votum im Bundesrat, der die Bundesregierung zum Handeln aufforderte, hatte sich die bayerische Landesregierung von CSU und Freien Wählern enthalten.

Die Vize-Vorstandschefin der Versicherungskammer Bayern (VKB), Barbara Schick, sagte, eine Pflichtversicherung greife zu kurz. Wichtiger sei die Prävention, etwa beim Bau von Häusern in flutgefährdeten Gebieten. "Vorsorge ist das A und O - sonst stellt sich irgendwann die Frage der Versicherbarkeit", warnte Schick. Die Versicherer fordern vom Gesetzgeber stattdessen, den Elementarschutz auch in bestehende Verträge einbauen zu dürfen, wenn die Kunden dies nicht ausdrücklich ablehnten. Im Neugeschäft liege die Versicherungsquote der VKB in Bayern durch eine solche Lösung inzwischen bei 70 Prozent, im Bestand dagegen nur bei 40 Prozent und damit unter dem Bundesdurchschnitt. Auch EZB und Eiopa fordern von den Versicherern, die Kunden mit Anreizen - etwa Preisnachlässen für Vorsorgemaßnahmen - zu einer besseren Absicherung zu bewegen.

(Bericht von Frank Siebelt und Alexander Hübner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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