Reuters

Amazon verunsichert mit Aussagen zum Cloud-Geschäft

28.04.2023
um 14:12 Uhr

Bangalore/Palo Alto/New York (Reuters) - Mit widersprüchlichen Aussagen zum wichtigen Cloud-Geschäft hat Amazon die Freude über starke Geschäftszahlen zunichte gemacht.

Der weltgrößte Online-Händler stellte bei der Vorstellung der Quartalsbilanz zunächst ein anhaltend starkes Wachstum der Sparte AWS in Aussicht. Finanzchef Brian Olsavsky wies aber darauf hin, dass die Kunden versuchten, Preisnachlässe auszuhandeln und Amazon langfristigen Geschäftsbeziehungen zuliebe darauf eingehe. Daher werde das Umsatzwachstum im April um fünf Prozentpunkte niedriger ausfallen als im ersten Quartal. Da hatte AWS um 16 Prozent auf 21,4 Milliarden Dollar zugelegt.

Die erwartete Schwäche sei unglaublich, kommentierte Analyst David Klink von der Huntington National Bank. "So etwas ist weder bei Microsoft noch bei Google zu beobachten." Die beiden Konzerne hatten dank eines brummenden Cloud-Geschäfts starke Geschäftszahlen vorgelegt. Olsavskys kalte Dusche verschreckte die Anleger. Nachdem die Aktien zunächst wegen der positiven Konzernzahlen und des ermutigenden Ausblicks zeitweise nachbörslich mehr als 13 Prozent gestiegen waren, drehten sie nach Olsavkys Aussagen ins Minus.

Zum Jahresauftakt stiegen die Amazon-Erlöse überraschend deutlich auf 127,4 Milliarden Dollar. Der Gewinn lag mit 0,31 Dollar je Aktie ebenfalls über den Erwartungen. Daher stellte der Konzern für das laufende Quartal einen Gesamtumsatz zwischen 127 und 133 Milliarden Dollar sowie einen operativen Gewinn von zwei bis 5,5 Milliarden Dollar in Aussicht.

DURCHHÄNGER ODER INDIZ FÜR GRÖßERE PROBLEME?

Die erwartete kurzfristige Schwäche ändere nichts an den langfristig positiven Aussichten für das Cloud-Geschäft, gab Analyst Brent Thill von der Investmentbank Jefferies zu bedenken. Wegen der anhaltend hohen Investitionen blieben die Margen aber auf absehbare Zeit unter Druck.

Dies trifft den US-Konzern in einer Zeit, in der Firmenchef Andy Jassy kräftig auf die Kostenbremse tritt. In zwei Wellen strich er in den vergangenen Monaten insgesamt etwa 27.000 Stellen. Das sind rund neun Prozent der rund 300.000 Beschäftigten in der Verwaltung. Außerdem sollen einem Medienbericht zufolge Mitarbeiter weniger Aktien zugeteilt bekommen. Gleichzeitig trennt sich Amazon von einigen Geschäftsbereichen und trimmt sich auch sonst auf Effizienz.

(Bericht von Akash Sriram, Arriana McLymore und Jeffrey Dastin; geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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