- von Alexander Hübner
München (Reuters) - Die anhaltend starke Nachfrage aus der Auto- und Energiebranche gibt dem Chipkonzern Infineon Zuversicht für den Rest des Geschäftsjahres.
"Wir sehen weiter eine Zweiteilung der Halbleitermärkte", sagte Vorstandschef Jochen Hanebeck am Donnerstag. Während das Geschäft mit Chips für Elektroautos und erneuerbare Energien brummt, verkaufen sich Halbleiter für Smartphones oder PCs nur schleppend - und Besserung ist laut Hanebeck nicht in Sicht. Trotzdem und trotz des Gegenwinds durch den schwachen Dollar schraubt Infineon die Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr nach oben.
Der Umsatz werde 2022/23 (per Ende September) um 14 Prozent auf 16,2 Milliarden Euro zulegen, sagte Hanebeck. Das wären 700 Millionen mehr als bisher geplant. Auch die operative Umsatzrendite (Segmentergebnismarge) soll mit rund 27 (bisher: 25) Prozent höher ausfallen als gedacht. Dabei geht Infineon von einem ungünstigeren Dollar-Wechselkurs von 1,10 (statt 1,05) Euro aus. Die jüngste, 830 Millionen Dollar teure Übernahme von GaN Systems, einem Hersteller neuartiger Leistungshalbleiter aus Kanada, sei in der Prognose noch nicht enthalten. Der Konzern hatte bereits Ende März eine Erhöhung der Prognose angekündigt, diese aber nicht beziffert.
"Infineon ist sehr gut unterwegs", erklärte Hanebeck. Im zweiten Quartal schrieb Infineon mit einem Segmentergebnis von 1,18 Milliarden Euro operativ erneut einen Milliardengewinn. Der Umsatz lag mit 4,12 Milliarden Euro vier Prozent höher als im ersten Quartal. Das Geschäft mit der Autoindustrie machte allein die Hälfte des Konzernumsatzes aus, und die Margen sind dort mit 31,1 Prozent besonders hoch. Für das laufende dritte Quartal geht Infineon wegen des Dollar-Kurses von einem etwas geringeren Umsatz von vier Milliarden Euro aus. Auch die Segmentergebnis-Marge werde mit 26 Prozent etwas niedriger sein als zuletzt. Zwischen Januar und März lag sie mit 28,6 Prozent deutlich über den eigenen Erwartungen.
Analysten machen sich aber Sorgen, dass bei den Margen das Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte. Aus der Prognose lasse sich schließen, dass sie im vierten Quartal nur noch bei 25,3 Prozent liegen werde, rechnete Stifel-Analyst Jürgen Wagner vor. Womöglich hätten Autobauer Lagerbestände über ihren Bedarf aufgebaut, als viele Chips knapp waren, unkten die Analysten von Jefferies. Das drückte die Infineon-Aktie am Donnerstag um 2,8 Prozent auf 28,41 Euro. Hanebeck wischte solche Ängste beiseite. Die Engpässe ließen zwar nach. "Die Kunden reagieren darauf in ihrem Bestellverhalten - sie reagieren aber nicht über", sagte der Infineon-Chef.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)