Reuters

Ton im türkischen Wahlkampf wird schärfer - Erdogan wirft Opposition Provokationen vor

09.05.2023
um 08:02 Uhr

Ankara (Reuters) - Wenige Tage vor der Wahl eines neuen Präsidenten in der Türkei verschärft Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan die Tonlage.

In einer kämpferischen Rede beschuldigte er am Montag die Opposition, Unruhen zu provozieren und Terroristen zu unterstützen, ohne dafür Beweise zu liefern. Außerdem sei die Opposition "pro-LGBT". Zudem warf er dem Bürgermeister von Istanbul, Ekrem Imamoglu, vor, am Sonntag einen Zwischenfall provoziert zu haben. Demonstranten hatten Imamoglu von der oppositionellen Partei CHP in Erzurum, einer Hochburg der AK-Partei des Präsidenten, mit Steinen beworfen.

"Sie suchen nach einem Deckmantel für ihre absehbare Niederlage bei den Wahlen, indem sie die Menschen provozieren und beleidigen", sagte Erdogan. Auch Innenminister Süleyman Soylu warf Imamoglu Provokationen vor. Seine Frau habe die Menge herausgefordert, weil sie bei einer anderen Kundgebung in der vergangenen Woche ein "V"-Zeichen gemacht habe. Aus Soylus Sicht steht diese Geste in Zusammenhang mit der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK.

Imamoglu konterte am Montag bei einer Kundgebung in Konya: "Sie können mit Steinen nach uns werfen, aber wir werden mit Rosen antworten." Er warnte aber auch: "Die Aufwiegler werden ihre Lektion vom Volk zuerst an der Wahlurne lernen, dann werden sie von unabhängigen Gerichten für ihr Fehlverhalten verurteilt." Imamoglu soll Vizepräsident werden, falls CHP-Chef Kemal Kilicdaroglu die Präsidentenwahl am Sonntag gewinnt.

(Bericht von Hüseyin Hayatsever, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)