Reuters

Putin beschwört Einheit Russlands und wirft Westen "echten Krieg" vor

09.05.2023
um 10:42 Uhr

Moskau (Reuters) - Der russische Präsident Wladimir Putin hat auf der traditionellen Militärparade anlässlich des Sieges der Roten Armee über Nazi-Deutschland die Einheit des Landes beschworen.

Dem Westen warf er am Dienstag in seiner Rede auf dem Roten Platz in Moskau erneut vor, einen "echten Krieg" gegen Russland zu führen. "Alle im Land sind vereint, um unsere Helden zu unterstützen", sagte Putin mit Blick auf die in der Ukraine kämpfenden Soldaten. "Wir sind stolz auf die Teilnehmer der militärischen Spezialoperation in der Ukraine". So bezeichnet die Führung in Moskau den Krieg gegen das Nachbarland, den das russische Militär am 24. Februar 2022 begonnen hat.

"Gegen unser Vaterland wird ein echter Krieg geführt", sagte der Präsident weiter. Die westliche Elite säe Hass und Russophobie. "Sie versuchen, unser Land zu zerstören." Der Westen habe vergessen, wer die Nazis besiegt habe. "Wir erinnern uns an die Rolle, die die USA, Großbritannien und China im Zweiten Weltkrieg gespielt haben", sagte Putin. "Wir erinnern uns an die Rolle, die das Volk der Sowjetunion beim Sieg über Nazi-Deutschland gespielt hat." Putin hat immer wieder die Invasion der Ukraine damit begründet, dort Nazis vertreiben und die russisch-sprachige Bevölkerung schützen zu wollen. "Westliche globalistische Eliten" säten Russophobie und aggressiven Nationalismus, während die Menschen in der Ukraine zu "Geiseln eines Staatsstreichs" und der Ambitionen des Westens geworden seien, sagte der Präsident.

"Heute steht die Zivilisation erneut an einem Wendepunkt", sagte Putin weiter auf dem Roten Platz. "Ein echter Krieg wurde gegen unser Heimatland entfesselt. Wir haben den internationalen Terrorismus zurückgeschlagen, wir werden die Bewohner des Donbass beschützen, wir werden für unsere Sicherheit sorgen." Im Donbass im Osten der Ukraine ist ein großer Teil der Bevölkerung russisch-sprachig. Bereits 2014 haben in den dortigen Regionen Donez und Luhansk pro-russische Separatisten einen Kampf gegen die ukrainische Armee begonnen.

Der russische Präsident wiederholte in seiner zehnminütigen Rede weitgehend bekannte Positionen. Auf die Herausforderungen, vor denen Russland angesichts der erwarteten ukrainischen Gegenoffensive steht, ging er nicht ein.

Der 9. Mai ist einer der wichtigsten Feiertage in Russland, an dem die Menschen der enormen Opfer gedenken, die die Sowjetunion während des sogenannten Großen Vaterländischen Krieges von 1941 bis 1945 gebracht hat. Rund 27 Millionen ihrer Bürgerinnen und Bürger kamen dabei ums Leben. Dieses Jahr ist der Feiertag noch emotionaler aufgeladen, da Russland um Tausende Soldaten trauert, die in dem fast 15-monatigen Krieg in der Ukraine getötet wurden.

(Bericht von Mark Trevelyan, Reuters-TV, geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)