Reuters

Neue Angriffe auf Ukraine - Putin beschwört bei Gedenkfeiern Einheit

09.05.2023
um 10:57 Uhr

Kiew (Reuters) - Am Tag der russischen Feierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkriegs hat Präsident Wladimir Putin die Einheit seines Landes beschworen und die Ukraine mit einer neuen Angriffswelle überziehen lassen.

Hauptziel der Attacken vom Dienstag war die Hauptstadt Kiew. Nach ukrainischen Angaben wurden 23 der 25 abgefeuerten Marschflugkörper von der Luftabwehr abgeschossen. Es habe keine Opfer und wenig Schäden gegeben. Bei der traditionellen Militärparade in Moskau zum Sieg über Nazi-Deutschland 1945 warf Putin dem Westen erneut vor, einen "echten Krieg" gegen Russland zu führen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reiste anlässlich des am 9. Mai ebenfalls begangenen Europatags nach Kiew.

Putin sagte auf dem Roten Platz in Moskau: "Alle im Land sind vereint, um unsere Helden zu unterstützen". Mit Blick auf den seit Februar 2022 gegen das Nachbarland geführten Krieg betonte er: "Wir sind stolz auf die Teilnehmer der militärischen Spezialoperation in der Ukraine." Es gebe nichts stärkeres als die Liebe der Russen zum Vaterland. Im Staatsfernsehen wurde gezeigt, wie Soldaten in Paradeuniformen an der Ehrentribüne entlang schritten, auf der Putin saß. Panzer, Militärfahrzeuge und Raketen rollten vorbei.

Der 9. Mai ist einer der wichtigsten Feiertage in Russland, an dem die Menschen der Opfer gedenken, die die Sowjetunion während des sogenannten Großen Vaterländischen Krieges von 1941 bis 1945 gebracht hat. Rund 27 Millionen ihrer Bürgerinnen und Bürger kamen dabei ums Leben. Der Tag gilt Russland dieses Jahr als besonders symbolträchtig, weil Putin die Invasion der Ukraine ursprünglich mit dem Ziel begründet hat, dort angeblich eine Art neuen Faschismus bekämpfen zu wollen. Die Regierung in Kiew und ihre Verbündeten weisen dies zurück und werfen Russland vor, einen Angriffskriegs gegen die Ex-Sowjetrepublik zu führen.

Der Chef der Militärverwaltung von Kiew, Serhij Popko, brachte auf Telegram die jüngste Angriffswelle in Zusammenhang mit dem Gedenktag in Moskau. Russland versuche, an diesem Tag "so viele Zivilisten zu töten wie möglich", schrieb wer. "Wie an der Front ist der Plan des Aggressors nicht aufgegangen."

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen twitterte bei ihrer Ankunft in Kiew, es sei gut, zurück in der ukrainischen Hauptstadt zu sein. "Wo die Werte, die uns wichtig sind, jeden Tag verteidigt werden." Es sei ein guter Ort, den Europatag zu feiern. Die Ukraine feiert seit diesem Jahr am 9. Mai den Europatag und das Ende des Zweiten Weltkriegs wie im Westen schon am 8. Mai. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte dies als ein Zeichen der weiteren Annäherung an Europa angekündigt.

Am 9. Mai erinnert die EU an die "Schuman-Erklärung". Der damalige französische Außenminister Robert Schuman schlug am 9. Mai 1950 seine Idee für eine neue Form der politischen Zusammenarbeit in Europa vor, die einen neuen Krieg undenkbar machen sollte. Sein Vorschlag gilt im weiteren Sinne als Geburtsstunde der Europäischen Union. Die Ukraine hat im vergangenen Jahr den EU-Kandidatenstatus erhalten. Wann Beitrittsverhandlungen beginnen, ist noch unklar.

(Bericht von Robert Birsel, geschrieben von Christina Amann, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)