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"Noch viel zu tun" - Fresenius-Chef treibt Umbau voran

09.05.2023
um 17:02 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Fresenius-Chef Michael Sen sieht bei dem kriselndem Gesundheitskonzern noch viel Arbeit vor sich.

"Es gibt noch viel zu tun. Mehr als ursprünglich erwartet", sagte Sen am Dienstag anlässlich der Quartalsbilanz in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Zum Jahresstart sank das Ergebnis belastet durch die Dialysetochter FMC und die Dienstleistungssparte Vamed deutlich, doch schlug sich der Konzern dank Einsparungen und der neuen Strategie besser als von Analysten erwartet. "Wir werden Fresenius nachhaltig verändern, um eine konsistente Leistung zu gewährleisten und den Wert des Unternehmens zu steigern", versicherte Sen.

An der Börse wurde das positiv aufgenommen. Fresenius-Aktien legten gut acht Prozent zu und waren größter Gewinner im Leitindex Dax. Nach den Plänen von Sen soll die komplexe Struktur von Fresenius, die vielen Investoren ein Dorn im Auge war, bald der Vergangenheit angehören und die Entflechtung von FMC vorangetrieben werden. Die Dialysetochter hatte Fresenius wiederholt die Jahresziele durchkreuzt. Denn FMC hatte erheblich mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen, in der Dialysepatienten besonders gefährdet waren, und litt noch dazu unter Personalmangel und steigenden Kosten. Bis spätestens zum Jahresende soll FMC von einer AG & Co KGaA in eine normale Aktiengesellschaft umgewandelt werden - dann muss Fresenius das Sorgenkind nicht mehr voll bilanzieren. Eine außerordentliche Hauptversammlung soll darüber am 14. Juli abstimmen.

SEN GREIFT BEI SPARTE VAMED DURCH

Künftig will sich Fresenius vor allem auf die Medikamentensparte Kabi sowie die Klinikkette Helios konzentrieren. Auf Distanz geht Sen auch zur Dienstleistungs-Sparte Vamed, die wie FMC künftig nur noch als Finanzbeteiligung geführt werden soll. Sie schrieb im ersten Quartal einen operativen Verlust von 27 Millionen Euro. "Vamed ist eine Enttäuschung. Die Gewinnentwicklung der letzten Quartale ist nicht akzeptabel", sagte Sen. "Projekte und Verträge wurden nicht vorangetrieben. Wir ergreifen Maßnahmen, um das Problem zu beheben, indem wir das Portfolio, die Zeitpläne, die Kosten und das Management gründlich überprüfen." Ein umfangreiches Restrukturierungsprogramm wurde eingeleitet. Die Aussichten auf einen kurzfristigen Verkauf von Vamed dürfte dies dämpfen, urteilten die Analysten von Jefferies.

Bei der Dialysetochter FMC entspannt sich unterdessen langsam der Arbeitskräftemangel. "Das erste Quartal hat den Trend hin zu verbesserten Behandlungsvolumina und einem sich stabilisierenden Arbeitsmarktumfeld in den USA bestätigt", sagte Vorstandschefin Helen Giza. Das operative Ergebnis brach zwar um ein Viertel ein, fiel aber besser aus als von Analysten erwartet. Bei Fresenius sank der operative Gewinn (Ebit) im ersten Quartal auch wegen höherer Kosten bei Personal, Material, Logistik und Energie um neun Prozent auf 908 Millionen Euro, währungsbereinigt stand ein Minus von zehn Prozent zu Buche. Beim Sparprogramm drückt Sen aufs Tempo und erzielte bereits rund ein Viertel der für dieses Jahr geplanten Einsparungen.

Der Umsatz von Fresenius stieg um fünf Prozent auf 10,2 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr wird unverändert ein organisches Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich angepeilt. Das bereinigte operative Ergebnis soll weiterhin währungsbereinigt bestenfalls stabil bleibt, im schlechtesten Fall aber um einen hohen einstelligen Prozentsatz schrumpft. Auch FMC bekräftigte seine Ziele.

(Bericht von Patricia Weiß. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Fresenius Medical Care AG

WKN 578580 ISIN DE0005785802

Fresenius SE & Co. KGaA

WKN 578560 ISIN DE0005785604