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Deutsche China-Exporte brechen ein - "Corona-Erholung geht an uns vorbei"

10.05.2023
um 07:47 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Hoffnungen der deutschen Exporteure auf ein Comeback ihres China-Geschäfts nach der Abkehr von der dortigen Null-Covid-Politik haben sich bislang nicht erfüllt.

Im Gegenteil: Im ersten Quartal brachen die Ausfuhren in die Volksrepublik um 12,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 24,1 Milliarden Euro ein. Das geht aus vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch vorlagen. Zum Vergleich: Die gesamten deutschen Exporte legten von Januar bis März um 7,4 Prozent auf mehr als 398 Milliarden Euro zu.

Dabei ist die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im ersten Quartal überraschend kräftig gewachsen: Das Bruttoinlandsprodukt stieg von Januar bis März um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum - der stärkste Quartalszuwachs seit einem Jahr. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 4,0 Prozent gerechnet. "Chinas Wirtschaft mag sich erholen, aber die Auswirkungen auf die deutschen Exporte werden ganz anders sein als bei der Überwindung der globalen Finanzkrise im Jahr 2009", sagte der Chefvolkswirt des Mercator Institute for China Studies (Merics), Max Zenglein. "Die wirtschaftliche Erholung wird diesmal hauptsächlich von Verbrauchern und Dienstleistungen abhängen und dürfte an vielen deutschen Exporteuren vorbeigehen."

Nachdem die Führung in Peking Ende 2022 überraschend das Ende der strengen Corona-Politik mit wiederkehrenden Lockdowns ganzer Metropolen verkündet hat, reisen die Chinesen wieder vermehrt, gehen aus und kleiden sich neu ein. "Das Post-Corona-Wachstum wird vom Konsum befeuert", sagte Zenglein. "Das geht also an Deutschland vorbei." Hinzu kommen noch Bestrebungen der Regierung nach mehr Autarkie, also einer geringeren Abhängigkeit von westlicher Hochtechnologie durch eigene Produktion. "Damit besteht die Gefahr, dass die deutschen Exporte nach China vielleicht ihren Zenit erreicht haben", sagte Zenglein.

Der Anteil der Ausfuhren in die Volksrepublik an den deutschen Gesamtexporten dürfte sich "auf einem niedrigeren Niveau einpendeln". Schon jetzt liege er nur noch bei rund sechs Prozent, nachdem er zeitweise bei etwa acht Prozent gelegen habe, sagte Merics-Chefvolkswirt Zenglein.

(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)