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Deutsche kaufen in Inflations-Zeiten verstärkt Second-Hand-Produkte

10.05.2023
um 09:47 Uhr

Berlin (Reuters) - In Zeiten von Rekord-Inflation kaufen die Deutschen immer mehr gebrauchte und reparierte Waren.

Der Markt für Second-Hand-Produkte dürfte in diesem Jahr um acht Prozent auf rund 15 Milliarden Euro wachsen, erklärte der Handelsverband Deutschland (HDE) am Mittwoch. Das entspricht gut zwei Prozent des gesamten Umsatzvolumens im Einzelhandel. Immerhin 51 Prozent der Konsumenten kaufen Second Hand und 60 Prozent taten dies bereits 2022 stärker als früher, wie aus zwei Umfragen für den HDE unter insgesamt 2500 Menschen hervorgeht. Rund 49 Prozent planen demnach für 2023 Mehrkäufe bei Gebrauchtwaren.

Nachhaltigkeit wird für viele Verbraucherinnen und Verbraucher laut HDE immer wichtiger und beeinflusst mittlerweile bei 58 Prozent der Menschen die Konsumentscheidungen. Etwa 39 Prozent kauften gezielt nachhaltig ein. Schon seit Jahren stehe das Segment nachhaltiger Neuwaren im Handel im Fokus. "Gerade in Zeiten hoher Inflation wird für viele aber auch der Kauf und die Nutzung gebrauchter, reparierter oder geliehener Waren immer interessanter", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Wesentliche Treiber der Entwicklung hin zu gebrauchten Waren seien finanzielle Gründe, der Umweltschutz und auch der Wunsch nach einem individuellen, nachhaltigen Lebensstil.

Für Schwung sorgen beim Second Hand Markt vor allem Onlineangebote. Aber auch der überwiegend stationäre Branchenfachhandel, also Ladengeschäfte, sei hier aktiv, erklärte der HDE. "Die Kundinnen und Kunden greifen bei Second Hand vor allem bei Fashion und Accessoires (65 Prozent), Spielwaren (48 Prozent) oder Elektronikprodukten (37 Prozent) zu."

Die Inflation in Deutschland sank im April leicht auf 7,2 Prozent. Das ist zwar der niedrigste Wert seit August 2022. "Die Inflationsrate hat sich damit den zweiten Monat in Folge abgeschwächt, bleibt jedoch auf einem hohen Niveau", betonte die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)