Reuters

Bahn sieht Gewerkschafts-Forderung erfüllt - EVG widerspricht

12.05.2023
um 07:27 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Deutsche Bahn hat im Tarifkonflikt mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die Mindestlohn-Forderungen als erfüllt bezeichnet und verlangt eine Aufgabe des Streiks.

"Die EVG muss nun ihre Zusage einhalten und den 50-stündigen Warnstreik absagen", erklärte DB-Personalvorstand Martin Seiler am späten Donnerstagabend. EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch widersprach umgehend: "Wir haben die Bahn zwar zu Gesprächen gebracht. Aber als der Schlüssel zur Lösung schon auf dem Tisch lag, hat sie einen Rückzieher gemacht", sagte Loroch der Nachrichtenagentur Reuters. "Es gibt aber noch die Chance, dass am Freitag die Bahn auf den Lösungsweg zurückkehrt."

Die Gewerkschaft hatte einen Streik von bis Dienstag angekündigt. Die bisherigen Zusagen für eine Festlegung des Mindestlohns von zwölf Euro in den Entgelttabellen hatten der Gewerkschaft nicht ausgereicht. Nach Darstellung von Loroch war man am Donnerstag jedoch in Gesprächen schon sehr weit gekommen. So sollten Lohnerhöhungen auf Tarifen von etwa 13 Euro aufsetzen und dann dauerhaft verankert werden. Dann habe die Arbeitgeberseite jedoch entschieden, die letzten Schritte doch nicht zu gehen.

Die Gewerkschaft hatte am Donnerstagmorgen einen bundesweiten Streik angekündigt, der ab Sonntagabend 22.00 Uhr bis Dienstagnacht 24.00 Uhr praktisch den gesamten Bahn-Verkehr lahmlegen soll. Der dritte Warnstreik in der Tarifrunde wäre damit mit 50 Stunden auch der längste. Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahn- und Busunternehmen und pocht auf zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr.

(Geschrieben von Markus Wacket, redigiert von Alexandra Falk. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)