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Insider - Großaktionär MFE schickt zwei Kandidaten in ProSieben-Aufsichtsrat

12.05.2023
um 12:47 Uhr

Berlin (Reuters) - ProSiebenSat.1 sucht Fachleute für den Aufsichtsrat und will hier seinem italienischen Großaktionär MediaForEurope (MFE) entgegenkommen.

Geplant sei, dass die MFE-Managerin Katharina Behrends in das Kontrollgremium des Fernsehkonzerns einziehe, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von mehreren mit der Sache vertrauten Personen. Zudem soll der ehemalige Beiersdorf-Vorstand Thomas Ingelfinger als unabhängiger, aber von MFE gestützter Kandidat Aufsichtsrat werden. Die MFE-Holding des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi und ProSiebenSat.1 lehnten am Freitag einen Kommentar dazu ab. Die Personalrochade dürfte demnächst mit den Einladungen für die auf den 30. Juni verschobene Hauptversammlung veröffentlicht werden.

In dem eigentlich neunköpfigen Aufsichtsrat sind derzeit acht Personen vertreten, darunter drei Frauen. Ein Posten ist offen, weil Bert Habets im November 2022 als Konzernchef in den Vorstand wechselte. Drei weitere Mandate laufen nun aus. In der Branche hieß es, dass die stellvertretende Aufsichtsratschefin Marion Helmes wohl ausscheiden werde. Maximal könnte es also vier neue Mitglieder im Kontrollgremium geben. Hier dürften auch Fachleute für Finanzen und Digitales gefragt sein.

MFE hatte Behrends von NBC Universal geholt und im Oktober zur Statthalterin für Deutschland, Österreich und die Schweiz ernannt. Der neue tschechische Investor PPF hat zwar ebenfalls eine Vertretung im Aufsichtsrat beansprucht. Aber kürzlich hieß es bereits im Umfeld des bayerischen Konzerns, dass das von der Milliardärin Renata Kellnerova beherrschte Unternehmen PPF nicht mit einem Mandat rechnen könne.

Der neue Chef Habets muss derzeit an mehreren Fronten für Ruhe sorgen. So gilt es Wogen um die Gutschein-Tochter Jochen Schweizer zu glätten, die die Staatsanwaltschaft und die Finanzaufsicht BaFin auf den Plan gerufen hat. Zudem muss der Niederländer das Geschäft durch die Werbeflaute steuern, die bereits 2022 Umsatz und Gewinn drückte. In der Folge will der Konzern Kosten sparen und Jobs abbauen, hat dies aber noch nicht näher beziffert. Jüngst vergraulte Habets die Aktionäre mit der Ankündigung, die Dividende zugunsten von mehr Investitionen künftig massiv zu kürzen. Das sorgte für einen Absturz der ProSiebenSat.1-Aktie. Seit Jahresbeginn hat das im MDax notierte Papier etwa vier Prozent verloren, in den vergangenen fünf Jahren sogar rund 72 Prozent.

MFE erhöhte derweil vor der Hauptversammlung seinen Stimmrechtsanteil auf 25,73 Prozent, von zuletzt 22,72 Prozent. Laut Pflichtmitteilung vom Freitag sank der Gesamtanteil - einschließlich Finanzinstrumenten - minimal auf 28,87 Prozent. PPF hält direkt 10,1 Prozent und indirekt weitere 3,0 Prozent.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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