Reuters

Weltbank-Präsident warnt vor längerer Flaute der Weltwirtschaft

12.05.2023
um 14:52 Uhr

Niigata (Reuters) - Der scheidende Weltbank-Präsident David Malpass warnt vor einer längeren Flaute der globalen Konjunktur.

Das Wachstum der Weltwirtschaft werde in diesem Jahr wohl unter zwei Prozent liegen, sagte Malpass am Freitag am Rande des Treffens der Finanzminister und Notenbankchefs der sieben führenden Industrienationen (G7) in Japan der Nachrichtenagentur Reuters. Die Industrienationen hätten so viele Schulden aufgenommen hätten, dass für deren Rückzahlung so viel Kapital benötigt werden, weshalb für die Entwicklungsländer zu wenig Investitionen übrig blieben. "Und das bedeutet eine längere Periode mit langsamem Wachstum", sagte Malpass. "Das ist eine große Sorge, vor allem für die Menschen in den ärmeren Ländern."

Die Welt befinde sich in einer angespannten Lage, sagte Malpass, der Anfang nächsten Monats von Ex-Mastercard-Chef Ajay Banga an der Spitze der Weltbank abgelöst wird. "Aber ich denke, die Finanzsysteme halten stand." Es sei dringend notwendig, Fortschritte bei der Umschuldung von Ländern zu erzielen, die ihre Schulden nicht bedienen könnten. Für diese Länder sei es schwierig, Investitionen anzuziehen, solange keine Umschuldungsvereinbarungen abgeschlossen und umgesetzt würden. "Es ist so wichtig, diese Schuldenreduzierungen tatsächlich zu erreichen... für arme Länder, die mit ihren untragbaren Schulden an die Wand gefahren sind", sagte Malpass. "Es ist wichtig, dies so schnell wie möglich zu schaffen."

Zum Streit in den USA über eine Anhebung der Schuldenobergrenze merkte der Weltbank-Präsident an, dass ein Zahlungsausfall der Vereinigten Staaten die Probleme der ohnehin mauen Weltkonjunktur noch verstärken könnte. "Es liegt auf der Hand, dass eine Notlage der größten Volkswirtschaft der Welt für alle negativ wäre", sagte Malpass. "Die Auswirkungen wären schlimm, wenn wir es nicht schaffen würden." Der erbittert geführte Streit zwischen den Demokraten von Präsident Joe Biden und den Republikanern im Kongress über eine Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA gilt als weiteres Risiko für die ohnehin schon träge Weltwirtschaft. Biden hat bereits vor einer schweren Rezession in der US-Wirtschaft gewarnt, sollte es keine Einigung geben.

(Bericht von Andrea Shalal, geschrieben von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)