Reuters

Fresenius-Chef mit Konzernumbau vor "Mammutaufgabe"

17.05.2023
um 15:42 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Fresenius-Chef Michael Sen wirbt bei den Anteilseignern für Geduld bei der von ihm geplanten Neuaufstellung des Gesundheitskonzerns.

"Die genannten Maßnahmen werden keine Veränderungen über Nacht bringen", betonte Sen am Mittwoch auf der virtuellen Hauptversammlung. Es gelte, am eingeleiteten Kurs dranzubleiben. "Die Zahlen des ersten Quartals bestätigen aber: Die Richtung stimmt." Fresenius verliere an Komplexität, aber nichts von seiner Substanz. Das Management der Dialysetochter FMC bekomme mit der geplanten Loslösung vom Mutterkonzern mehr Freiheit, trage aber auch die Verantwortung dafür, das Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. An seinem FMC-Anteil halte Fresenius fest und plane keinen Verkauf.

Investoren hatten von Sen, der im Oktober überraschend den langjährigen Vorstandschef Stephan Sturm ablöste, schnell Klarheit über den Kurs des Gesundheitskonglomerats gefordert - und vor allem eine grundlegende Überprüfung von FMC, die sie als größte Baustelle bezeichneten. Druck kam auch vom Hedgefonds Elliott, der bei Sen auf die Herausnahme von FMC aus der Bilanz drängte, nachdem die Tochter der Mutter mehrfach die Geschäftszahlen verhagelte. Im Februar wurde darauf die Umwandlung von FMC in eine normale Aktiengesellschaft bis spätestens Jahresende angekündigt, damit Fresenius das Sorgenkind nicht mehr voll bilanzieren muss.

Sen betonte, dass der Schritt keine Vorbereitung für einen Verkauf des 32-prozentigen Anteils an FMC sei. Den hatte sein Vorgänger Sturm erwogen. "Wir haben gegenwärtig keine Absicht, unseren Anteil an Fresenius Medical Care zu reduzieren oder zu veräußern", bekräftigte er. Fresenius wolle seine Beteiligung nutzen, die Firma weiter zu unterstützen und seine Vorstellung von der weiteren Entwicklung von FMC aktiv einbringen. Mit der Dekonsolidierung erhalte Fresenius eine vereinfachte Konzernstruktur. "Dadurch erwarten wir eine verbesserte Performance des Gesamtkonzerns. Die Reduktion von Komplexität ist im großen Interesse sowohl von Fresenius als auch von FMC."

Nach Einschätzung von Deka-Expertin Cornelia Zimmermann - die Fondsgesellschaft zählt zu den 15 größten Anteilseignern von Fresenius - steht Sen "vor einer Mammutaufgabe". Fresenius mache mit der Entkoppelung von FMC zwar einen großen Schritt, allerdings nur vordergründig. "Es ist zu befürchten, dass die Probleme nur an der Oberfläche angegangen werden." Sie fragte, ob Fresenius als Hauptanteilseigner die Tochter sanieren könne oder nur ein Verkauf als Lösung gesehen werde. Künftig dürfe es nicht wieder eine Gewinnwarnung nach der nächsten bei Fresenius geben, damit das Vertrauen wieder wachsen könne.

Fresenius will sich künftig vor allem auf die Medikamentensparte Kabi sowie die Klinikkette Helios konzentrieren. Die Dienstleistungs-Sparte Vamed, die mit vielen Problemen kämpft, soll wie FMC nur noch als Finanzbeteiligung geführt werden. Beim Sparprogramm drückt der ehemalige Siemens-Manager Sen aufs Tempo und erzielte im ersten Quartal bereits rund ein Viertel der für dieses Jahr geplanten Einsparungen. Die Unsicherheit bleibt aber hoch: Kosteninflation und Arbeitskräftemangel dürften sich 2023 noch deutlich stärker auf das Geschäft auswirken als im vergangenen Jahr.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Fresenius Medical Care AG

WKN 578580 ISIN DE0005785802

Fresenius SE & Co. KGaA

WKN 578560 ISIN DE0005785604