Reuters

Thyssen-Stahlkocher warnen Habeck vor Scheitern der grünen Transformation

17.05.2023
um 15:47 Uhr

- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf (Reuters) - Die Arbeitnehmervertreter von Thyssenkrupp gehen wegen der ungeklärten Förderung des Bundes für eine grüne Stahlproduktion auf die Barrikaden.

In einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Offenen Brief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck warnten sie am Mittwoch den Bund davor, seine Fördersumme weiter zu kürzen. In einem solchen Fall drohe das gesamte Projekt zu scheitern. "Im Aufsichtsrat der Thyssenkrupp AG würde eine weitere Kürzung der Förderung eine massive Diskussion über eine Rücknahme der Investitionsentscheidung auslösen." Nur mit Mühe sei es

gelungen, die Entscheidung um einen Monat auf den 23. Juni zu schieben.

Den Brief haben unter anderem IG Metall Vorstandsmitglied und Vizechef des Konzernaufsichtsrats, Jürgen Kerner, und Stahlbetriebsratschef Tekin Nasikkol unterzeichnet. "Grüner Stahl aus Duisburg ? Scheitert die Transformation am größten Stahlstandort in Europa wegen fehlender Unterstützung der Bundespolitik?", lautet die Überschrift.

EINLADUNG FÜR HABECK ZUR STAHLDEMO IN DUISBURG

Das Bundeswirtschaftsministerium hatte vor wenigen versichert, zu seinen Zusagen zu stehen. Es müsse aber erst eine Genehmigung von der EU-Kommission vorliegen. "Klar ist aber auch, dass verantwortlich mit den Haushaltsmitteln umgegangen werden und eine Förderung in der avisierten Größenordnung einer gründlichen Prüfung unterzogen werden muss", betonte das Ministerium. Vom Bund und dem Thyssenkrupp-Konzern war am Mittwoch zunächst keine weitere Stellungnahme zu erhalten.

Thyssenkrupp will Ende 2026 eine so genannte Direktreduktionsanlage für eine klimafreundliche Produktion von jährlich 2,5 Millionen Tonnen Stahl in Betrieb nehmen. Die Kosten beziffert das Unternehmen auf über zwei Milliarden Euro. Der Konzern hat angekündigt, sich mit einem nicht genannten Betrag zu beteiligen - unter dem Vorbehalt einer Förderung durch die öffentliche Hand. Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem Anteil von Thyssenkrupp um einen hohen dreistelligen Millionenbetrag. Eine feste Zusage von bis zu 700 Millionen Euro hat bereits die nordrhein-westfälische Landesregierung unter Ministerpräsident Hendrik Wüst gegeben. In Unternehmenskreisen gibt es die Hoffnung, dass der Bund sich mit mindestens einer Milliarde Euro beteiligt.

Die Arbeitnehmervertreter schickten Habeck in dem Schreiben auch eine Einladung nach Duisburg am 14. Juni. "An diesem Tag wird die Belegschaft ein klares Zeichen vor den Werkstoren setzen, dass wir zur Transformation bereit sind ? diese aber ohne massive Unterstützung von Land und Bund nicht gelingen kann."

(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz, Christian Krämer; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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