Reuters

Türkei rechnet mit Verlängerung von russisch-ukrainischem Getreide-Abkommen

17.05.2023
um 16:07 Uhr

Ankara/New York (Reuters) - Einen Tag vor Ablauf des umstrittenen Getreide-Abkommens zwischen der Ukraine und Russland gibt es Anzeichen für eine Verlängerung der für den globalen Lebensmittelmarkt wichtigen Exporte.

Die Verhandlungen entwickelten sich in eine positive Richtung, sagte ein Vertreter der türkischen Regierung am Mittwoch. Es gebe eine große Wahrscheinlichkeit, dass eine Einigung erzielt werde. Mit dem Abkommen soll die Lebensmittelversorgung insbesondere ärmerer Länder gesichert werden. Die Vereinbarung war bereits zwei mal verlängert worden. Russland drohte mit einem Aus, weil es Hindernisse bei seinen eigenen Getreide- und Düngemittelausfuhren beklagte.

Am Mittwoch verließ der letzte Frachter im Rahmen des laufenden Abkommens, die "DSM Capella", den ukrainischen Hafen Tschornomorsk mit 30.000 Tonnen Mais an Bord in Richtung Türkei, wie die Vereinten Nationen (UN) mitteilten. Das Abkommen war im vorigen Juli von den UN und der Türkei vermittelt worden und soll trotz des Krieges die sichere Ausfuhr ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer ermöglichen.

Die Ukraine und Russland zählen zu den weltweit größten Getreideexporteuren. Das Abkommen war im November um weitere 120 Tage verlängert worden. Im März stimmte Russland dann aber nur noch einer Verlängerung um 60 Tage bis zum 18. Mai zu, sofern nicht Forderungen in Bezug auf seine eigenen Agrarexporte erfüllt würden. Noch am Dienstag hatte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärt, es gebe noch viele offene Fragen in Bezug auf den russischen Teil des Abkommens. Es müsse nun eine Entscheidung getroffen werden. Nach UN-Angaben gibt es weiterhin Kontakte auf verschiedenen Ebenen. Man befinde sich aber in einer heiklen Phase. Die Türkei machte sich zuletzt für eine Verlängerung um zumindest erneut zwei Monaten stark.

USA WEISEN DARSTELLUNG RUSSLANDS ZURÜCK

Russische Lebensmittel- und Düngemittelausfuhren unterliegen zwar nicht den westlichen Sanktionen, die nach der Invasion in der Ukraine im Februar 2022 verhängt wurden. Doch nach russischen Angaben stellen die Handelsbeschränkungen in Bezug auf Zahlungen, Logistik und Versicherungen ein Hindernis für die Lieferungen dar. Die USA weisen dies zurück. Die US-Botschafterin bei den UN, Linda Thomas-Greenfield, sagte vorige Woche: "Russland exportiert Getreide und Düngemittel in gleichem Umfang, wenn nicht sogar in größerem Umfang als vor der Invasion."

Im Rahmen des Schwarzmeer-Abkommens wurden rund 30,3 Millionen Tonnen Getreide und Lebensmittel aus der Ukraine exportiert, darunter 625.000 Tonnen in Schiffen des Welternährungsprogramms für Hilfsmaßnahmen in Afghanistan, Äthiopien, Kenia, Somalia und Jemen.

(Bericht von Michelle Nichols, Orhan Coskun; Bearbeitet von Christian Götz und Alexander Ratz; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)