Reuters

Ryanair fliegt so viele Passagiere wie nie - Wachstum geht weiter

22.05.2023
um 15:47 Uhr

Dublin (Reuters) - Europas größter Billigflieger Ryanair erwartet nach der starken Erholung von der Corona-Krise in den kommenden Jahren stetiges Wachstum.

Nach dem Sprung der Passagierzahl auf einen Höchststand von knapp 169 Millionen im vergangenen Geschäftsjahr sind die nächsten Zielmarken 185 Millionen Fluggäste im laufenden Turnus und 225 Millionen zwei Jahre später, wie Ryanair am Montag erklärte. Der Gewinn, der mit 1,43 Milliarden Euro fast das vor der Corona-Krise eingeflogene Rekord-Ergebnis einholte, soll in diesem Jahr um zehn Prozent steigen. "Wenn das Verkehrsvolumen um zehn Prozent wächst, zielen wir auf ein derartiges Gewinnwachstum ab", sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary.

Das kürzlich angekündigte Fernziel der Iren von 300 Millionen Reisenden bis 2034 wirkt beim aktuellen Wachstumstempo moderat. Zum Vergleich: Ryanair erwartet in gut zehn Jahren damit doppelt so viele Kunden wie die gesamte Lufthansa-Gruppe zu ihrer besten Zeit 2019, vor der Corona-Krise.

KOSTENVORTEIL AUSBAUEN

Ryanair-Chef O'Leary erteilte für den ehrgeizigen Plan vor Kurzem einen Großauftrag an Boeing über bis zu 300 Flugzeuge des künftigen, größeren Modells 737 MAX 10. Die Hälfte davon sind feste Bestellungen, die übrigen Optionen, die im Fall einer Krise wieder rückgängig zu machen wären. Die neuen Jets sollen von 2027 bis 2033 ausgeliefert werden und zum Teil ältere Flieger der reinen Boeing-Flotte bei Ryanair ersetzen. In den nächsten drei Jahren stoßen mehr als 100 neue 737-Modelle zu Ryanairs reiner Boeing-Flotte. Insgesamt hätte die Airline-Gruppe in gut zehn Jahren dann 800 Maschinen in der Luft, verglichen mit aktuell 565 Flugzeugen, wie Barclays-Branchenanalyst Andrew Lobbenberg schätzt.

Dass der US-Flugzeugbauer Boeing ähnlich wie der europäische Rivale Airbus die Lieferprobleme der Pandemie noch nicht überwunden hat, und dass auch Ryanair länger auf Jets des vorherigen Auftrags wartet, bereitet O'Leary und Finanzchef Neil Sorahan kein Kopfzerbrechen. Das sei nur noch auf kürzere Sicht ein Problem, bis August oder September werde sich die Lage entspannen, erklärte Sorahan. Er habe keinen Zweifel daran, dass Boeing pünktlich liefern werde, hatte O'Leary gesagt. Sollte es doch haken, könnte Ryanair gebrauchtes Fluggerät anschaffen oder andere Airlines übernehmen, erklärte Analyst Lobbenberg.

Die nach Passagierzahlen größte europäische Airline will mit mehr Sitzplätzen pro neuem, verbrauchsärmerem Flugzeug die Stückkosten niedrig halten. Der Kostenvorteil gegenüber Konkurrenten werde noch wachsen, erklärte Finanzchef Sorahan. Marktanteile ergattern wollen die Iren in Mittel- und Osteuropa, wo sie sich einen Konkurrenzkampf mit dem ebenfalls stark wachsenden Billigflieger Wizz Air liefern. Auch auf eine Marktbereinigung durch Insolvenzen von Airlines setzt Ryanair für seinen Wachstumsplan.

TICKETPREISE STEIGEN

Die Nachfrage für die Sommermonate sei robust, hieß es weiter. In der Hochsaison liege der Trend bei den Ticketpreisen noch über dem des Vorjahres. Anhaltende Kapazitätsengpässe in der Branche angesichts mangelnder Flugzeuglieferungen kämen Ryanair dabei zugute. Schließlich habe das Unternehmen seine eigenen Bestellungen längst festgezurrt, betonte O'Leary. Er rechne mit einem zweistelligen Preisanstieg, wenn auch nicht mit 20 bis 30 Prozent wie einige Konkurrenten. Billigflug-Rivale Easyjet zum Beispiel erwartet 20 Prozent mehr Erlös pro Sitzplatz als im vergangenen Jahr. Aber diese Erwartungen seien "irrationale Übertreibungen", die er nach 30 Jahren schmerzhafter Erfahrungen im Luftverkehr mit Vorsicht genieße, sagte O'Leary.

(Bericht von Padraic Halpin, Ilona Wissenbach. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Boeing Co.

WKN 850471 ISIN US0970231058

Easyjet PLC

WKN A1JTC1 ISIN GB00B7KR2P84