Reuters

Insider - ProSiebenSat.1 spricht wieder über Sky-Übernahme

22.05.2023
um 17:57 Uhr

London/Mailand/München (Reuters) - Der US-Kabelkonzern Comcast nimmt Insidern zufolge einen neuen Anlauf, den Pay-TV-Sender Kabel Deutschland an ProSiebenSat.1 loszuwerden.

Die Gespräche mit dem bayerischen Fernsehkonzern seien wieder aufgenommen worden, sagten vier mit dem Vorgang vertraute Personen am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Um ProSiebenSat.1 die Übernahme schmackhaft zu machen, sei Comcast inzwischen sogar bereit, Sky Deutschland eine Mitgift von mehreren hundert Millionen Euro mitzugeben, sagten zwei der Insider. "Man hört sich das schon an", sagte ein anderer. Die Gespräche seien aber noch in einem frühen Stadium, die Struktur eines möglichen Zusammengehens sei völlig offen. Ein Insider sagte, ProSiebenSat.1 könnte auch nur Teile der Pay-TV-Plattform übernehmen.

Die gebeutelte ProSieben-Aktie legte nach der Nachricht drei Prozent zu.

ProSiebenSat.1 und Sky wollten sich zu den Informationen nicht äußern, der US-Konzern war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Comcast versucht das Geschäft von Sky in Deutschland und Italien seit längerem loszuwerden - bisher vergeblich. Die wachsende Konkurrenz von Streaming-Diensten wie DAZN setzt dem Pay-TV-Geschäft von Sky schwer zu. Der Anbieter hat einige der Sportrechte verloren, die bisher die meisten Zuschauer anzogen, die zugleich aber die größten Kosten verursachen.

Schon im Herbst hatte es nach Reuters-Informationen Versuche einer Annäherung mit ProSiebenSat.1 gegeben. Damals hatte es in Medienberichten noch geheißen, die mit rückläufigen Abo-Umsätzen kämpfende Deutschland-Tochter von Sky könne Comcast rund eine Milliarde Euro einbringen. Der damalige ProSieben-Finanzvorstand Ralf Peter Gierig hatte aber ein Interese zurückgewiesen. Seit Anfang des Monats ist Martin Mildner, der vom Internet- und Mobilfunk-Konzern United Internet kam, als Finanzchef im Amt.

Die Amerikaner hatten die britische Pay-TV-Plattform Sky mit Ablegern in Deutschland und Italien vor fünf Jahren für rund 39 Milliarden Dollar übernommen. Im Herbst hatte Comcast den Wert des Europa-Geschäfts von Sky um 8,6 Milliarden Dollar abgeschrieben - für Beobachter ein Zeichen, dass Comcast sich davon trennen will. Nur in Großbritannien läuft das Geschäft von Sky, Italien und Deutschland machen dem Konzern Kopfzerbrechen. Finanzkreisen zufolge hat Comcast die Investmentbank PJT Partners damit beauftragt, einen Käufer zu suchen.

ProSiebenSat.1 kämpft gerade selbst mit Problemen in seinem Kerngeschäft. Der neue Vorstandschef Bert Habets steht vor einem Sparprogramm. Gleichzeitig versucht er, das Verhältnis zu dem italienischen Großaktionär MFE-Mediaforeurope zu kitten, der inzwischen fast 30 Prozent der Anteile hält. Der von der Familie des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierten MFE dürfte das Anbandeln mit Sky nicht schmecken: Sie will selbst einen paneuropäischen Fernsehkonzern schaffen, am liebsten mit ProSiebenSat.1.

(Bericht von Amy-Jo Crowley, Elvira Pollina und Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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