Reuters

Berlusconi-Statthalterin soll in ProSieben-Aufsichtsrat einziehen

24.05.2023
um 16:27 Uhr

München (Reuters) - Der italienische Großaktionär MFE-Mediaforeurope bekommt einen Platz im Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1.

Die Medienmanagerin Katharina Behrends, die seit dem vergangenen Jahr als Statthalterin von MFE für Deutschland, Österreich und die Schweiz in München fungiert, soll auf der Hauptversammlung am 30. Juni in das Aufsichtsgremium einziehen, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Einladung hervorgeht. Behrends war vorher für den US-Fernsehkonzern NBC Universal Networks tätig. Insgesamt bekommt ProSiebenSat.1 vier neue Aufsichtsratsmitglieder. Ein zweiter davon, der ehemalige Beiersdorf-Vorstand Thomas Ingelfinger, gilt offiziell als unabhängiger Kandidat, gilt aber als MFE-nah. Er solle auch seine Erfahrung als Werbekunde in den Aufsichtsrat einbringen, erklärte ProSiebenSat.1.

Die von der Familie des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierte MFE (ehemals Mediaset) hält fast 30 Prozent an dem bayerischen Fernsehkonzern und pocht seit längerem auf eine angemessene Vertretung im Aufsichtsrat. Die Nominierungen von Behrends und Ingelfinger hatten sich bereits abgezeichnet. Die stellvertretende Aufsichtsratschefin Marion Helmes, Lawrence Aidem und Antonella Mei-Pochtler verlassen das Gremium. Bert Habets war im November 2022 vom Aufsichtsrat an die Vorstandsspitze gewechselt.

Die Bilanzaffäre um die Event-Tochter Jochen Schweizer mydays könnte für den damaligen Vorstand noch Konsequenzen haben. Diskussionen mit der Finanzaufsicht BaFin hatten die Bilanzvorlage um mehrere Wochen verzögert, der Vermarkter von Erlebnisgutscheinen musste sein Geschäftsmodell umstellen. Die im vergangenen Jahr aktiven Vorstandsmitglieder sollen auf der Hauptversammlung zunächst nicht entlastet werden, wie es in der Einladung heißt. "Die Gesellschaft führt derzeit eine unabhängige interne Untersuchung zur Aufklärung etwaigen Fehlverhaltens im Zusammenhang mit regulatorischen Fragen bei ihrem Portfoliounternehmen Jochen Schweizer mydays durch." Der Beschluss zur Entlastung solle auf das nächste Jahr verschoben werden. Unmittelbare rechtliche Konsequenzen hat eine fehlende Entlastung nicht.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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