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Vom Trump-Schützling zum Rivalen - Ron DeSantis

25.05.2023
um 09:37 Uhr

- von James Oliphant und Christian Rüttger

Washington/Berlin (Reuters) - Floridas Gouverneur Ron DeSantis steigt in das Rennen um die US-Präsidentschaft ein. Der 44-Jährige bewirbt sich um die Kandidatur der Republikaner und ist damit ein direkter Konkurrent von Ex-Präsident Donald Trump.

Der 76-Jährige will ebenfalls für die Partei bei der Wahl im November 2024 antreten. Es folgen einige Fakten zu DeSantis:

BASEBALL-FAN MACHT KARRIERE IM ÖFFENTLICHEN DIENST

DeSantis wuchs in Florida auf. Von seiner Kindheit an drehte sich in seinem Leben viel um Baseball. An der Eliteuniversität Yale, wo er 2001 seinen ersten Hochschulabschluss machte, war er Kapitän des Collegeteams. Heute hängt sein Trikot aus der Zeit in seinem Büro im Kapitol von Florida.

Von Yale wechselte er an die Jura-Fakultät von Harvard und wurde dort noch während des Studiums Offiziersanwärter in der US-Marine. Nach seinem Abschluss 2005 diente er als Anwalt in der obersten Justizinstanz der amerikanischen Streitkräfte. In dieser Funktion überwachte er im US-Gefangenlager Guantanamo auf Kuba den Umgang mit Insassen. Später wurde er in den Irak entsandt, um ein Team der Militär-Spezialeinheit Seals zu beraten. Anschließend arbeitete DeSantis für kurze Zeit im Büro der US-Staatsanwaltschaft in Florida, bevor er sich 2012 erfolgreich um einen Sitz im Kongress bewarb. Dort vertrat er als republikanischer Abgeordneter den Bundesstaat Florida bis er 2018 bei der Gouverneurswahl antrat.

TRUMPS SCHÜTZLING

Zum Zeitpunkt seiner Bewerbung um die Kandidatur der Republikaner für das Gouverneursamt war DeSantis politisch relativ unbekannt. Seine Chancen auf die Nominierung galten als gering. Das änderte sich jedoch schlagartig, als der damalige Präsident Trump öffentlich zu seiner Unterstützung aufrief. DeSantis lobte seinen Förderer aus dem Weißen Haus bei Wahlkampfauftritten und in Fernsehwahlspots. Am Ende setzte er sich nicht nur bei der Kandidatenkür durch, sondern mit knappem Vorsprung auch bei der Gouverneurswahl. Trump reklamiert den Sieg seines Schützlings seither regelmäßig für sich und wirft ihm Illoyalität wegen der Ambitionen auf die Präsidentschaftskandidatur vor.

Wie Trump wird DeSantis politisch rechtsaußen verortet. In Umfragen schneidet DeSantis aktuell bei Anhängern der Republikaner aber deutlich schwächer ab: In der jüngsten Erhebung der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos kommt er auf 19 Prozent. Für Trump sprechen sich 49 Prozent aus. DeSantis hofft jedoch, bis zur Kandidatenkür im kommenden Sommer nicht nur genügend Trump-Anhänger auf seine Seite zu ziehen, sondern auch parteiinterne Kritiker des Ex-Präsidenten von sich zu überzeugen. Viele Republikaner lasten Trump an, dass die Zwischenwahlen 2022 nicht so erfolgreich verliefen, wie sie sich das erhofft hatten.

ALS GOUVERNEUR GEFÜRCHTET

Wie polarisierend DeSantis sein kann, zeigt sich spätestens seit seiner Wahl zum Gouverneur 2018. Trotz des damals nur knappen Sieges entschloss er sich dagegen, auf politische Gegner zuzugehen und Konsens zu suchen. In diversen Reden hat er unterstrichen, dass er die Befugnisse seines Amts voll auszuschöpfen gedenkt. Er hat seine Macht genutzt, um auf Gesetzesvorschläge einzuwirken, Kritiker abzustrafen und wichtige Posten in Gerichten, Behörden und Gremien mit Verbündeten zu besetzen. Einige politische Beobachter sagen, DeSantis sei der mächtigste und am meisten gefürchtete Gouverneur in der Geschichte Floridas.

CORONA UND KULTURKAMPF

Politisch setzt DeSantis ähnliche Schwerpunkte wie Trump. Über die Grenzen der USA hinaus und landesweit endgültig bekannt wurde er, als er während der Corona-Krise auf Konfrontation zum Kurs der Regierung in Washington ging. Er lehnte zahlreiche Maßnahmen ab, die zur Eindämmung der Pandemie empfohlen wurden, etwa eine Maskenpflicht oder Lockdowns.

Zudem tritt DeSantis als Verfechter traditioneller und konservativer Werte auf. Er zieht zu Felde gegen vermeintlich linksliberale Aktivisten und "Wokeness", also den Fokus auf soziale und politische Ungerechtigkeiten, der seiner Meinung nach völlig übertrieben ist. Unter ihm wurde das "Don't say gay"-Gesetz verabschiedet, das sexuelle Orientierung als Thema an öffentlichen Grundschulen verbietet. Die kritische Auseinandersetzung mit systemischen Rassismus wurde ebenso wie Debatten über Geschlechteridentität an Schulen untersagt.

Auch die Einwanderungspolitik der Regierung nimmt er sich regelmäßig vor. 2022 charterte er kurz vor den Kongress- und Gouverneurswahlen zwei Flugzeuge, mit denen er venezolanische Migranten von Texas auf die Ferieninsel Martha's Vineyard im Bundesstaat Massachusetts fliegen ließ, die vor allem bei wohlhabenden Demokraten als besonders beliebt gilt. Kritiker warfen ihm vor, auf dem Rücken der Migranten Wahlkampf zu betreiben. Doch bei Anhängern der Republikanern kam auch diese Aktion gut an. Im November wurde DeSantis mit fast 20 Prozentpunkten Vorsprung als Gouverneur wiedergewählt. Spätestens seit diesem Erfolg gilt er als aussichtsreichster Kontrahent Trumps und potenzieller Präsidentschaftsanwärter. Ob er jedoch auch Wähler in der politischen Mitte außerhalb Floridas erreicht, bleibt fraglich.

FAMILIE

DeSantis ist seit 2009 mit Casey Black verheiratet. Er lernte sie kennen, als sie für einen TV-Sender arbeitete. Das Paar hat drei Kinder.

(Redigiert von Scot W. Stevenson und Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)