Reuters

Hoffnung auf Boom bei Künstlicher Intelligenz stützt Börsen

25.05.2023
um 15:42 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Positive Nachrichten aus dem US-Technologiesektor haben die Stimmung an den Börsen am Donnerstag etwas aufgehellt.

Der deutsche Leitindex Dax lag am Nachmittag trotz andauernder Sorgen um die globale Konjunktur und dem ungelösten US-Schuldenstreit stabil bei 15.840 Punkten. Der EuroStoxx50 rückte um 0,4 Prozent auf 4282 Zähler vor. Auch die Futures für die wichtigsten Indizes tendierten im Plus.

Für bessere Laune sorgte eine optimistische Prognose bei Nvidia. Der Konzern erwartet einen Quartalsumsatz 50 Prozent über den Analystenerwartungen. Der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) bescherte dem US-Chiphersteller einen Nachfrageboom. Die Aktie sprang im vorbörslichen Handel an der Wall Street um 27,6 Prozent nach oben. Auch Konkurrenten mit einem Fokus auf das KI-Geschäft wie Microsoft und Alphabet folgten Nvidia ins Plus und gewannen jeweils rund 2,5 Prozent. Der europäische Tech-Sektor rückte ebenfalls um 2,4 Prozent vor.

SORGEN UM US-SCHULDEN UND KONJUNKTUR GRENZEN GEWINNE EIN

Die Kursgewinne grenzten allerdings anhaltende Sorgen um die Verhandlungen über eine Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA ein. Zuletzt zeichneten sich zwar Fortschritte bei den Gesprächen zwischen den Demokraten von US-Präsident Joe Biden und den oppositionellen Republikanern ab, eine Lösung war aber weiter nicht in Sicht. Dem Finanzministerium in Washington zufolge droht den USA ohne eine Einigung ab dem 1. Juni die Zahlungsunfähigkeit. Die Folge könnte ein kompletter Stillstand der Finanzmärkte und der Wirtschaft sein, warnte Edgar Walk, Chefvolkswirt bei Metzler Asset Management. Die Rating-Agentur Fitch drohte den USA mit einer Herabstufung der Top-Bonitätsnote "AAA".

Auch enttäuschende Konjunkturnachrichten drückten die Stimmung am deutschen Aktienmarkt. Sinkende Konsumausgaben der unter der hohen Inflation leidenden Verbraucher haben die deutsche Wirtschaft erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie 2020 in eine Rezession gestürzt. Eine Besserung ist nach Ansicht vieler Experten nicht in Sicht. "Der Schrumpfkurs der deutschen Wirtschaft wird sich im zweiten Halbjahr vermutlich fortsetzen", meint Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Dann dürften die Nachholeffekte in der Industrie aufgezehrt sein und einen Ausgleich für den zu erwartenden fortgesetzt schwachen privaten Konsum und die angeschlagene Bauwirtschaft gebe es damit nicht mehr.

DOLLAR GEFRAGT - ÖL DREHT INS MINUS

Zu spüren waren die Bedenken bei den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt. Im Dax gehörten konjunktursensible Titel wie Chemie- und Autowerte zu den größten Verlierern. Covestro, BASF und Daimler Truck gaben jeweils rund ein Prozent nach.

Der Dollar, der in Krisenzeiten gern als sicherer Hafen angesteuert wird, konnte Boden gutmachen. Auftrieb erhielt er zudem von den abnehmenden Spekulationen auf eine baldige Zinssenkung in den USA. Der Dollar-Index stieg in der Spitze um 0,3 Prozent auf ein frisches Zwei-Monats-Hoch von 104,163 Punkten. Der Euro notierte mit 1,0712 Dollar zeitweise auf dem niedrigsten Stand seit Ende März.

Eine Aussage eines hochrangigen russischen Politikers drückte unterdessen die Ölpreise. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verloren am Donnerstag jeweils rund 1,5 Prozent auf 77,14 beziehungsweise 73,09 Dollar pro Barrel (159 Liter). Eine russische Zeitung zitierte den stellvertretenden russischen Ministerpräsidenten Alexander Nowak mit der Aussage, er erwarte keine weiteren Produktionskürzungen des Ölkartells Opec+.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Daniela Pegna, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)