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Hoffnung auf Schuldeneinigung in den USA und Tech-Werte stützen Börsen

26.05.2023
um 16:32 Uhr

Frankfurt (Reuters) - In der Hoffnung auf einen Kompromiss im US-Schuldenstreit haben sich die Anleger am europäischen Aktienmarkt zum Wochenschluss vorsichtig vorangewagt.

Kursgewinne im Technologiesektor hellten die Stimmung zudem auf. Das Thema Zinserhöhungen scheint angesichts einer hartnäckigen Inflation indes noch nicht abgehakt. Der Dax notierte am Nachmittag 0,6 Prozent höher bei 15.879 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann 0,9 Prozent auf 4306 Punkte. An der Wall Street notierten die Indizes ebenfalls fester.

Laut einem Insider sind die Regierung von Präsident Joe Biden und Vertreter der Republikaner im Repräsentantenhaus im Streit über die Anhebung der Schuldenobergrenze offenbar einen großen Schritt weitergekommen. Jeder Tag ohne einen Kompromiss bringt jedoch mehr Unsicherheit an die Börse. "Solange die Einigung auf sich warten lässt, gleicht die Situation in den USA einem Ritt auf der Rasierklinge", sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets. Seit Montag hat der Dax bislang mehr als drei Prozent verloren. Ohne Deal droht den USA dem Finanzministerium in Washington zufolge ab dem 1. Juni die Zahlungsunfähigkeit, was schwere Folgen für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte haben könnte.

BONDRENDITEN ZIEHEN NACH US-DATEN AN

Investoren schlossen aus frischen US-Inflationsdaten, dass das Ende der Zinsanhebungen in den USA noch nicht gekommen ist ud verstärkten ihre Wetten an den Terminmärkten darauf. Dass die Risiken noch hoch sind, zeigt die Entwicklung der persönlichen Verbraucherausgaben - ein Inflationsmaß, auf das die Fed besonders achtet. Dabei bleiben die schwankungsanfälligen Nahrungsmittel- und Energiekosten außen vor. Dieser sogenannte PCE-Kernindex stieg im April leicht von 4,6 auf 4,7 Prozent. Die Fed strebt eine Teuerungsrate von zwei Prozent an.

An den Anleihenmärkten stiegen die Renditen nach der Datenveröffentlichung an. Die Verzinsung der zehnjährigen US-Treasuries kletterte auf 3,827 Prozent von zuvor 3,77 Prozent. Die Verzinsung für die zehnjährigen Bundespapiere stieg um fünf Basispunkte auf 2,54 Prozent an. Die in der kommenden Woche anstehenden Euro-Inflationsdaten dürften die weitere Richtung für die Renditen und künftige Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) vorgeben. Wahrscheinlich werde die Dynamik der Kerninflation stark genug bleiben, um die EZB zu verunsichern, kommentierten die Ökonomen von Nomura. Das würde das Szenario für zwei weitere Zinserhöhungen der EZB um 25 Basispunkte bei ihren nächsten Sitzungen verfestigen.

KI-EUPHORIE IM CHIPSEKTOR HÄLT AN

Bei den europäischen Chipwerten setzte sich die Rally nach dem optimistischen Ausblick des US-Chipherstellers Nvidia fort. Ähnlich wie der Rivale NVidia verspricht sich der Chipkonzern Marvell durch den Hype um Künstliche Intelligenz (KI) einen Nachfrageboom. Die Aktien gewannen mehr als 18 Prozent. Der europäische Sektorindex rückte 1,4 Prozent vor. Die Titel des Halbleiter-Ausrüsters ASM International sprangen um 6,1 Prozent auf 404,15 Euro, den höchsten Stand seit Dezember 2021. Infineon notierten rund zwei Prozent fester.

Bei den Dax-Einzelwerten tummelten sich vor allem die jüngsten Verlierer auf der Gewinnerseite. Continental und Covestro rückten zwischen 1,4 und drei Prozent vor. Größter Verlierer waren die Aktien von Rheinmetall mit einem Abschlag von 2,2 Prozent. Seit Jahresbeginn kommen die Titel des Rüstungskonzerns auf ein Plus von mehr als 30 Prozent.

(Bericht von Anika Ross, Daniela Pegna.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)