Reuters

Einstellungsbereitschaft der Unternehmen sinkt - "Steigende Unsicherheit"

30.05.2023
um 07:52 Uhr

Berlin (Reuters) - Die maue Konjunktur lässt die deutschen Unternehmen vorsichtiger bei der Einstellung von neuen Mitarbeitern werden.

Das Beschäftigungsbarometer sank im Mai auf 98,3 Punkte, nach 100,2 Punkten im April, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner monatlichen Firmenumfrage mitteilte. Das ist der schlechteste Wert seit Oktober 2022. "Weniger Neuaufträge und steigende Unsicherheit lösen Zurückhaltung bei den Unternehmen aus", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Auch im zuletzt positiv gestimmten Dienstleistungssektor nimmt die Vorsicht zu."

In der Industrie hat sich die Lage kaum geändert: Einstellungs- und Entlassungspläne halten sich hier im Moment die Waage. Gleiches gilt auch für den Bau, dem steigende Material- und Zinskosten zu schaffen machen. Im Dienstleistungssektor hat das Barometer dagegen einen deutlichen Dämpfer erlitten: Während im IT-Bereich weiter eingestellt werden soll, denken etwa im Grundstücks- und Wohnungswesen Unternehmen über Entlassungen nach. Im Handel sank die Einstellungsbereitschaft sogar auf den niedrigsten Wert seit März 2021. "Immer mehr Händler gehen aufgrund der schwierigeren Geschäftslage davon aus, mit weniger Personal auszukommen", betonte das Ifo-Institut.

Die deutsche Wirtschaft steckt derzeit in einer Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im ersten Quartal um 0,3 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Vierteljahr, nachdem es im Vorquartal sogar um 0,5 Prozent gesunken ist. Hauptgrund für die Konjunkturflaute sind zurückhaltende Verbraucher, die angesichts von Kaufkraftverlusten als Folge der anhaltend hohen Inflation weniger konsumieren. Ein kräftiger Aufschwung ist derzeit nicht in Sicht. Der Ifo-Geschäftsklimaindex - der wichtigste Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft - trübte sich im Mai erstmals nach sechs Anstiegen in Folge ein. Viele Ökonomen gehen inzwischen davon aus, dass Europas größte Volkswirtschaft auch im Gesamtjahr 2023 schrumpfen könnte.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)