Reuters

EZB - Schattenbanken-Turbulenzen würden Großinstitute besonders hart treffen

30.05.2023
um 14:27 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Krisen im Schattenbankensektor werden im Euroraum einer Untersuchung der EZB zufolge große Geldhäuser besonders hart treffen.

Denn bei ihnen seien die Verflechtungen mit diesem Teil der Finanzwirtschaft besonders stark, teilte die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag in einer Studie mit. Zu den Schattenbanken werden Finanzfirmen abseits der traditionellen Banken wie etwa Hedge- und Geldmarktfonds, alternative Investmentfonds und spezielle Börsenhändler gezählt. Dieses noch wenig regulierte Segment der Finanzwirtschaft - auch als "Nichtbanken-Finanzintermediäre" (NBFI) bezeichnet - hat seit der globalen Finanzkrise kräftig an Bedeutung gewonnen.

Der Untersuchung zufolge konzentrieren sich Ausstrahlungsrisiken bei Turbulenzen im NBFI-Sektor auf eine Gruppe von 13 Großbanken im Euro-Raum - darunter acht Finanzhäuser, die als global systemrelevant gelten. Dazu zählen unter anderem die Deutsche Bank, Societe Generale, Santander und UniCredit. "Jegliche Turbulenzen im NBFI-Sektor dürften große, komplexe und systemrelevante Banken unverhältnismäßig stark treffen, da Vermögenswerte, Finanzierungsverknüpfungen und Derivate-Engagements in dieser Gruppe konzentriert sind", heißt es in der EZB-Studie.

Rund 80 Prozent der gesamten Repo-Kredite, die Geldhäuser bei Schattenbanken in Euro-Raum aufnehmen, konzentrieren sich der Studie zufolge auf 13 große Finanzinstitute. "Diese Banken spielen eine zentrale Rolle im Markt, da sie praktisch die einzigen Empfänger von Repo-Liquidität von Investmentfonds, Versicherungen, Pensionsfonds und Geldmarktfonds sind,", schreiben die EZB-Experten. Aus ihrer Sicht besteht daher ein erhöhtes Konzentrationsrisiko. Umgekehrt ist aus Sicht der EZB-Experten eine kleine Gruppe von systemwichtigen Großbanken entscheidend für die Stabilität des Schattenbankensektors. "Sollten ein oder mehrere dieser Institute in Schieflage geraten, hätte dies wahrscheinlich erhebliche Auswirkungen auf die Fähigkeit wesentlicher Teile des NBFI-Sektors, Liquiditäts- und Marktrisiken zu managen", heißt es in der Studie.

Der Schattenbankensektor im Euroraum hat sich gemessen an den Vermögenswerten seit der globalen Finanzkrise von rund 15 Billionen Euro auf inzwischen rund 31 Billionen Euro mehr als verdoppelt. Noch 2008 lag der Anteil der von NBFIs an Unternehmen vergebenen Kredite bei lediglich 15 Prozent. Ende 2022 waren es bereits 26 Prozent. EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria hatte die Geldhäuser im Euroraum zu Jahresbeginn dazu aufgerufen, noch stärker auf die Risiken im Geschäft Kunden aus dieser Branche zu achten.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Christian RüttgerBei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Banco Santander S.A.

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Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008

Societe Generale S.A.

WKN 873403 ISIN FR0000130809