Reuters

Insider - Marktfreundlicher Simsek könnte neuem türkischen Kabinett angehören

31.05.2023
um 13:17 Uhr

Ankara (Reuters) - Der marktfreundliche türkische Politiker Mehmet Simsek dürfte Insidern zufolge dem neuen Kabinett von Präsident Recep Tayyip Erdogan angehören.

Erdogan könnte dem früheren Vize-Ministerpräsidenten entweder das Finanzressort oder das Amt des Vize-Präsidenten für Wirtschaftsfragen übertragen, sagten vier mit der Angelegenheit vertraute Personen. Erdogan tendiere zum Posten des Vize-Präsidenten während Simsek es vorziehe, direkt verantwortlich zu sein und deshalb das Finanzministerium präferiere. Eine abschließende Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, Erdogan könne seine Meinung noch ändern, sagten die Insider. Weder Erdogans Büro noch Simsek waren für eine Stellungnahme zu erreichen.

Simsek ist an den Märkten hoch angesehen. Er gilt als Manager, der die allgemein gültigen Regeln der Wirtschafts- und Finanzpolitik vertritt. Sollte er der künftigen Regierung angehören, könnte das eine Abkehr des bislang in der Türkei eher ungewöhnlichen und nicht den allgemeinen Standards entsprechenden wirtschaftlichen Kurses bedeuten. Trotz extrem hoher Inflation hatte beispielsweise die Zentralbank die Zinsen gesenkt, anstatt sie im Kampf gegen die Teuerung anzuheben. Dahinter steht Erdogan, der sich selbst als "Zinsfeind" bezeichnet und mit billigem Geld die Wirtschaft anschieben will. Als Folge wertete die Landeswährung Lira drastisch ab, was wiederum das Inflationsproblem verschärft. Die Türkei muss viele Waren und Rohstoffe importieren, die durch die schwache Lira teurer werden.

Erdogan hatte am Sonntag die Stichwahl um das Präsidentenamt für sich entschieden. Am Mittwoch tagte das alte Kabinett unter seinem Vorsitz ein letztes Mal. Die Bekanntgabe des neuen wird für Freitag oder Samstag erwartet.

(Bericht von Orhan Coskun, geschrieben von Kerstin Dörr, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)