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Einzelhandel mit leichtem Umsatzplus - "Zeiten beiben schwierig"

01.06.2023
um 08:37 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutschen Einzelhändler haben ihren Umsatz zu Beginn des zweiten Quartals gesteigert.

Er wuchs um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Inflationsbereinigt (real) gab es ein Plus in gleicher Höhe. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem etwas kräftigeren Wachstum von 1,0 Prozent gerechnet, nachdem es im März ein Minus von 1,3 Prozent gegeben hatte. In den ersten vier Monaten des Jahres setzten die Einzelhändler damit 2,9 Prozent mehr um als im Vorjahreszeitraum, real gab es allerdings einen kräftigen Rückgang von 6,0 Prozent.

Der Branche macht die eingetrübte Konsumstimmung zu schaffen: Den Arbeitnehmern droht das vierte Jahr in Folge mit Reallohneinbußen, da die Preise nach Prognose von Ökonomen erneut schneller als die Löhne steigen dürften. Im ersten Quartal stiegen die Verbraucherpreise mit 8,3 Prozent deutlich stärker als die Bruttomonatsverdienste der Arbeitnehmer einschließlich Sonderzahlungen mit 5,6 Prozent. Weil viele Verbraucher deshalb weniger konsumieren, ist die deutsche Wirtschaft in eine Rezession gerutscht.

"Für Einzelhändler bleiben die Zeiten schwierig", kommentierte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger, die Entwicklung. "Die Verbraucher sind stark verunsichert, weshalb der Umsatz schwach bleibt. Solange der Konsum darbt, wird sich die Rezession nicht vertreiben lassen." Der Handelsverband Deutschland (HDE) befürchtet ein Ladensterben, zumal auch die Kosten gestiegen seien. In diesem Jahr dürften etwa 9000 Geschäfte aufgeben, prognostizierte der HDE.

Der reale Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln stieg im April um 0,5 Prozent zum Vormonat. Im Vergleich zum April 2022 gab es allerdings einen Rückgang von 4,4 Prozent - dies war bereits der 22. in Folge. "Eine Ursache für diesen Rückgang dürften die nach wie vor hohen Nahrungsmittelpreise sein", betonte das Statistikamt. Lebensmittel verteuerten sich im April um 17,2 Prozent und blieben damit der stärkste Treiber der Inflation. Der reale Umsatz im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln sank im April um 0,7 Prozent zum Vormonat. Der Internet- und Versandhandel verzeichnete dagegen ein Wachstum von 5,9 Prozent.

(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)