Reuters

Serbien fordert Absetzung albanischer Bürgermeister im Kosovo

01.06.2023
um 11:02 Uhr

Bulboaca (Reuters) - Im wieder aufgeflammten Kosovo-Konflikt fordert der serbische Präsident Aleksandar Vucic die Absetzung der neu gewählten albanisch stämmigen Bürgermeister im Norden des Westbalkanstaates.

Eine solche Entscheidung wäre "der stärkste Schritt", um die gegenwärtigen Spannungen aufzulösen, sagte Vucic bei seiner Ankunft zum Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft am Donnerstag im moldawischen Bulboaca.

Der Konflikt zwischen der serbischen Minderheit und der albanischen Mehrheit im Kosovo war in den vergangenen Tagen wieder eskaliert. Hintergrund sind die Kommunalwahlen vom 23. April. Die Serben, die im Norden die Mehrheit der Bevölkerung stellen, hatten die Wahlen boykottiert. In der Folge gewannen auch in mehrheitlich serbisch bewohnten Gemeinden albanische Bürgermeisterkandidaten. Es kam zu Ausschreitungen in der früheren serbischen Provinz, bei denen auch 30 Nato-Soldaten verletzt wurden.

Die von der Nato geführte KFOR soll seit 1999 auf Basis eines UN-Mandats für Sicherheit in dem Land sorgen. Gegenwärtig sind dort etwa 4000 Soldaten stationiert, 700 weitere sollen nun dazu kommen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg kündigte am Rande des Außenministertreffens der Allianz in Oslo am Donnerstag an, er sei bereit, weitere Truppen in das Kosovo zu verlegen. "Die Nato wird wachsam bleiben", sagte er. Das Kosovo hatte 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, die aber weder von Serbien noch von der serbischen Bevölkerungsgruppe in dem Land anerkannt wird.

Am Rande des Gipfels in Moldau, bei dem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine im Vordergrund stand, wollten sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Lauf des Donnerstag mit den Spitzen der Kosovo-Konfliktparteien beraten, wie ein Regierungssprecher in Berlin am Mittwoch mitgeteilt hatte. Teilnehmen sollten daran Vucic und die Präsidentin des Kosovo, Vjosa Osmani.

(Bericht von Andrew Gray, Sabine Siebold und Benoit Van Overstraeten; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an berlin.newsroom@tr.com)