Reuters

Umfrage - Jeder zweite deutsche Exporteur befürchtet Zahlungsausfälle

01.06.2023
um 11:07 Uhr

Berlin (Reuters) - Fast jeder zweite deutsche Exporteur rechnet in diesem Jahr auch als Folge stark gestiegener Zinsen mit zunehmenden Zahlungsausfällen.

46 Prozent der befragten Unternehmen befürchten dies und damit deutlich mehr als Anfang 2022 mit 30 Prozent, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Kreditversicherers Allianz Trade hervorgeht. "Die Rentabilität der Unternehmen gerät zunehmend unter Druck durch die schwache Nachfrage in Kombination mit steigenden Zinsen und einer restriktiveren Vergabe von Krediten", sagte die Chefin der Allianz Trade Gruppe, Aylin Somersan Coqui. Die Zentralbanken erhöhten die Zinssätze weiter, um die Inflation zu bekämpfen. "In diesem Zusammenhang stellen sich Unternehmen eindeutig auf längere Exportzahlungsfristen und ein höheres Zahlungsausfallrisiko im Jahr 2023 ein", fügte Coqui hinzu. Dies decke sich mit der hauseigenen Prognose, wonach die Zahl der weltweiten Insolvenzen um 21 Prozent steigen dürfte.

Diese wirtschaftliche Unsicherheit dämpft zugleich das Interesse an neuen Märkten. Zwar planen immer noch etwa die Hälfte der befragten Unternehmen, neue Exportmärkte zu erschließen. Im Vorjahr waren es allerdings noch fast drei Viertel. "Neue Exportmärkte zu erschließen, liegt zwar in der DNA deutscher Unternehmen, aber angesichts der vielen Unsicherheiten konzentrieren sich die deutschen Unternehmen bei ihren Geschäftsaktivitäten und Investitionen derzeit vor allem auf bestehende Märkte und Produktionsstätten", sagte der Chef von Allianz Trade in Deutschland, Milo Bogaerts. "Der Fokus liegt außerdem ganz klar auf dem eigenen Geschäft, auf finanzieller Stabilität und Risikokontrolle."

Bei fast drei Vierteln der befragten deutschen Unternehmen wächst die Furcht vor Protektionismus, etwa in Form von steigenden Einfuhrzöllen. Vor dem Ukraine-Krieg 2022 sorgten sich nur rund 20 Prozent der Exporteure um Handelsbarrieren, nach Kriegsbeginn waren dies rund 35 Prozent.