Düsseldorf (Reuters) - Die Bundesnetzagentur will den Strom- und Gasnetzbetreibern höhere Renditen einräumen und damit den Netzausbau für die Erneuerbaren Energien vorantreiben.
Nach einer neuen Berechnung könne es für Investitionen in neue Anlagen eine Eigenkapitalverzinsung von rund 7,09 Prozent nach derzeit 5,03 Prozent geben, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Für Investitionen in Altanlagen bleibe es bei den bereits im Oktober 2021 festgelegten 5,07 Prozent. Netzbetreiber wie E.ON, EnBW und zahlreiche Stadtwerke fordern seit längerer Zeit höhere Renditen und verweisen etwa auf die gestiegenen Zinsen und die hohe Inflation. Die Kosten in Milliarden-Höhe werden auf die Strom- und Gaskunden umgelegt. Die Aktien von E.ON und EnBW legten um gut zwei Prozent zu.
"Wir berücksichtigen die aktuelle Entwicklung des Zinsumfelds", betonte Netzagentur-Präsident Klaus Müller. Deswegen sollten neue Investitionen besser verzinst werden und die Netzbetreiber spürbare Anreize für Investitionen erhalten. Gleichzeitig solle der langfristig zu niedrigen Zinsen finanzierte Bestand nicht übermäßig vergütet werden. "Die Renditen der Netzbetreiber werden von den Netznutzern bezahlt, also Haushalten, Industrie und Gewerbe. Die Mehrbelastung dort muss auf das Notwendigste begrenzt bleiben", erklärte Müller.
BRANCHE FORDERT HÖHERE ZINSSÄTZE AUCH FÜR BESTANDSANLAGEN
Der Energie-Lobbyverband BDEW kritisierte, dass die höheren Zinssätze nur für Neuinvestitionen gelten sollen. "Der alte und viel zu niedrige Zinssatz bleibt damit für Bestandsanlagen weiter bestehen", sagte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae. Aus der damit weiter massiv reduzierten Ertragskraft der Bestandsinvestitionen müssten die Netzbetreiber aber die dringend notwendigen Neuinvestitionen finanzieren. Die Netzagentur müsse nachbessern. Allein für den erforderlichen Ausbau der Stromübertragungsnetze müssten bis 2030 Investitionen von rund 126 Milliarden Euro aufgebracht werden.
"Mit der Energiewende geht ein enormer Investitionsbedarf in die Verteilnetze einher", sagte auch ein Sprecher des größten europäischen Netzbetreibers E.ON. Millionen dezentrale Erzeugungsanlagen und neue Verbraucher wie Wärmepumpen und Wallboxen müssten in das Verteilnetz integriert werden. Dies müsse sich in den regulatorischen Rahmenbedingungen insgesamt widerspiegeln. Die Netzagentur kündigte an, den Unternehmen nun Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben und bis Ende des Jahres eine Entscheidung zu fällen.