Düsseldorf (Reuters) - Der US-Videospiele-Händler GameStop hat den vierten Quartalsverlust in Folge verbucht und seinen Firmenchef Matt Furlong zwei Jahre nach seiner Ernennung gefeuert.
Der Großaktionär und Verwaltungsratsvorsitzende Ryan Cohen übernehme nun das Ruder, wie GameStop am Mittwochabend mitteilte. Das Management nannte keinen Grund für Furlongs Abgang, erklärte aber, er beruhe "nicht auf Meinungsverschiedenheiten mit dem Unternehmen in irgendeiner Angelegenheit im Zusammenhang mit den Geschäftsabläufen, Richtlinien oder Praktiken". Bei den Anlegern kam die Entwicklung nicht gut an: Die Aktie brach im außerbörslichen Handel um mehr als 20 Prozent ein.
Cohen machte 2017 sein Vermögen mit dem Milliarden-Verkauf des Online-Heimtierbedarfshändlers Chewy. Nachdem Anfang 2021 GameStop-Aktien zum Spielball von Spekulanten geworden waren, brachte ein Vergleich von Cohens aktivistischer Investmentgesellschaft RC Ventures mit GameStop dem Großaktionär damals einen Sitz im Verwaltungsrat ein, Mitte des gleichen Jahres wurde er zu dem Vorsitzenden des Gremiums gewählt. Bei der Online-Plattform Reddit hatten sich damals Börsianern zufolge Kleinanleger zu konzertierten Käufen von GameStop-Aktien verabredet, um Hedgefonds zur Auflösung ihrer Wetten auf einen Kursverfall zu zwingen. GameStop-Aktien vervielfachten sich daraufhin.
QUARTALSVERLUST HÖHER ALS ERWARTET
GameStop verbuchte in den ersten drei Monaten Umsatzeinbußen um rund zehn Prozent auf 1,24 Milliarden Dollar. Der bereinigte Verlust je Aktie lag bei 0,14 Dollar und war damit zwei Cent höher als von Analysten veranschlagt.
Die Entwicklung schürte Verunsicherung unter den Anlegern: Die Aktie, die seit der Ernennung Furlongs bereits 65 Prozent an Wert eingebüßt hat, brach nachbörslich um mehr als 20 Prozent ein. Einige Analysten fragen sich, ob Cohen zwei Jahre nach seiner Ernennung zum Verwaltungsratsvorsitzenden die Wende bei GameStop schaffen kann. "Es spiegelt den völligen Mangel an Strategie wider", kommentierte Michael Pachter, Analyst beim Broker Wedbush Securities.
Die Corona-Pandemie hatte das Unternehmen gezwungen, Hunderte von Geschäften zu schließen und auf den Online-Handel umzustellen.
(Bericht von Samrhitha Arunasalam und Niket Nishant in Bangalore, Svea Herbst-Bayliss in New York, geschrieben von Anneli Palmen. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)