Reuters

Umfrage - 81 Prozent der US-Republikaner sehen Trump-Anklage politisch motiviert

13.06.2023
um 12:57 Uhr

Miami (Reuters) - Anhänger der US-Republikaner vermuten hinter der neuen Anklage gegen Ex-Präsident Donald Trump einer Umfrage zufolge mehrheitlich politisches Kalkül.

Laut der Erhebung der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos halten 81 Prozent der republikanischen Wähler das am Dienstag beginnende Verfahren gegen Trump für politisch motiviert. Zudem bleibt er der Umfrage zufolge der bevorzugte republikanische Kandidat für die Präsidentenwahl im kommenden Jahr mit etwa 43 Prozent vor dem Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, mit 22 Prozent. Zwar lag Trump bei der vorherigen Erhebung Anfang Mai mit 49 zu 19 Prozent vorn. Allerdings war DeSantis zu diesem Zeitpunkt formell noch nicht in das Rennen um die republikanischen Präsidentschaftskandidatur eingetreten.

Trump sollte am Dienstagnachmittag (US-Ostküstenzeit; später Abend MESZ) vor einem Bundesgericht in Miami erscheinen. Er ist in der Affäre um Geheimdokumente mit 37 Anklagepunkten konfrontiert, denen zufolge er beim Auszug aus dem Weißen Haus 2021 vertrauliche und streng geheime Dokumente illegal einbehielt. Trump wird zudem Justizbehinderung vorgeworfen. Über die Anklage hatte eine Anklagejury (grand jury) auf Betreiben des Sonderermittlers Jack Smith entschieden. Dieser wurde vom Justizministerium eingesetzt, das als Teil der Exekutive Trumps Nachfolger Joe Biden unterstellt ist. Biden hat sich von dem Fall distanziert und lehnt Stellungnahmen dazu ab.

Trump hat Smith auf seiner Plattform Truth Social als "geistesgestörten Psycho" bezeichnet. Der Republikaner hat wiederholt seine Unschuld beteuert. Experten sehen die Staatsanwaltschaft allerdings in einer starken Position. Trumps ehemaliger Justizminister William Barr - mit dem er sich überworfen hatte - erklärte am Sonntag, er sei über die Brisanz und Anzahl der gefundenen Dokumente erschüttert. "Wenn auch nur die Hälfte davon wahr ist, dann ist er erledigt", sagte Barr zur Anklage. Trump warf Barr anschließend vor, die Kommentare aus Verärgerung gemacht zu haben und nannte seinen Ex-Minister ein "feiges Schwein".

Die Anklage ist der erste Prozess auf Bundesebene gegen einen Ex-Präsidenten in der Geschichte der USA. Bei einem Schuldspruch drohen Trump allein für Justizbehinderung bis zu 20 Jahre Gefängnis. Dabei könnte das Hauptverfahren möglicherweise erst nach der Wahl Anfang November 2024 beginnen. Die Anklage hindert Trump auch nicht daran, weiter Wahlkampf zu betreiben oder im Fall eines Sieges ins Weiße Haus zurückzukehren. Experten zufolge gäbe es selbst im Falle eines Schuldspruchs und einer Gefängnisstrafe keine Handhabe, um ihn daran zu hindern, den Amtseid abzulegen.

(Bericht von Jack Queen, Susan Heavey, Nathan Layne, Julia Harte, Doina Chiacu und Jacqueline Thomsen; Geschrieben von Scot W. Stevenson, redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)