Reuters

Trump plädiert in Prozess um Geheimdokumente auf nicht schuldig

14.06.2023
um 07:47 Uhr

Miami (Reuters) - Ex-Präsident Donald Trump hat sich im Prozess um Geheimdokumente der US-Regierung für unschuldig erklärt.

Der Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2024 wies damit am Dienstag vor einem Bundesgericht in Miami Vorwürfe zurück, er habe beim Auszug aus dem Weißen Haus 2021 vertrauliche und streng geheime Dokumente widerrechtlich mitgenommen. Der Immobilienmilliardär wird mit insgesamt 37 Anklagepunkten konfrontiert. Ihm wird zudem Behinderung der Justiz vorgeworfen. Der Prozessauftakt setzt den Startschuss für ein juristisches Ringen, das die Wahlkampagne Trumps monatelang begleiten wird. Experten gehen davon aus, dass es ein Jahr oder länger dauern könnte, bis ein Urteil gefällt wird.

Der Sender CNN berichtete, Trump habe das Gerichtsgebäude ohne Auflagen wie Reisebeschränkungen oder Hinterlegung einer Kaution verlassen können. Das Gericht habe aber entschieden, dass Trump keinen Kontakt zu potenziellen Zeugen in dem Verfahren aufnehmen dürfe.

Vor dem Gerichtsgebäude hatten sich einige Unterstützer Trumps versammelt. Manche trugen "Make America Great Again"-Mützen und amerikanischen Flaggen. Sie skandierten "Miami für Trump" und "Latinos für Trump", als die Wagenkolonne vor dem Gerichtsgebäude anhielt. Ein Mann war zu hören, der "USA! USA!" rief. Die Behörden hatten sich auf Ausschreitungen vorbereitet und auf den Sturm auf US-Kapitol am 6. Januar 2021 verwiesen. Der Bürgermeister von Miami, Francis Suarez, gab Entwarnung. Es habe keine Sicherheitsprobleme gegeben, sagte er Reportern.

TRUMP BESCHIMPFT SONDERERMITTLER

Über die Anklage hatte eine Anklagejury (grand jury) auf Betreiben des Sonderermittlers Jack Smith entschieden. Dieser wurde vom Justizministerium eingesetzt, das als Teil der Exekutive Trumps Nachfolger Joe Biden unterstellt ist. Biden hat sich von dem Fall distanziert und lehnt Stellungnahmen dazu ab.

Trump hat Smith auf seiner Plattform Truth Social als "geistesgestörten Psycho" bezeichnet. Der Republikaner hat wiederholt seine Unschuld beteuert. Experten sehen die Staatsanwaltschaft allerdings in einer starken Position. Trumps ehemaliger Justizminister William Barr - mit dem er sich überworfen hatte - erklärte am Sonntag, er sei über die Brisanz und Anzahl der gefundenen Dokumente erschüttert. "Wenn auch nur die Hälfte davon wahr ist, dann ist er erledigt", sagte Barr zur Anklage. Trump warf Barr anschließend vor, die Kommentare aus Verärgerung gemacht zu haben und nannte seinen Ex-Minister ein "feiges Schwein".

Die Anklage ist der erste Prozess auf Bundesebene gegen einen Ex-Präsidenten in der Geschichte der USA. Bei einem Schuldspruch drohen Trump allein für Justizbehinderung bis zu 20 Jahre Gefängnis.

TRUMP LAUT UMFRAGE IM KANDIDATENRENNEN DER REPUBLIKANER VORN

Die Anklage hindert Trump nicht daran, weiter Wahlkampf zu betreiben oder im Fall eines Sieges ins Weiße Haus zurückzukehren. Experten zufolge gäbe es selbst im Falle eines Schuldspruchs und einer Gefängnisstrafe keine Handhabe, um ihn daran zu hindern, den Amtseid abzulegen.

Anhänger der US-Republikaner vermuten hinter der Anklage einer Umfrage zufolge mehrheitlich politisches Kalkül. Laut der Erhebung der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos halten 81 Prozent der republikanischen Wähler das Verfahren für politisch motiviert. Zudem bleibt er der Umfrage zufolge der bevorzugte republikanische Kandidat für die Präsidentenwahl im kommenden Jahr mit etwa 43 Prozent vor dem Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, mit 22 Prozent. Zwar lag Trump bei der vorherigen Erhebung Anfang Mai mit 49 zu 19 Prozent vorn. Allerdings war DeSantis zu diesem Zeitpunkt formell noch nicht in das Rennen um die republikanischen Präsidentschaftskandidatur eingetreten.

(Bericht von Jack Queen, Susan Heavey, Nathan Layne, Julia Harte, Doina Chiacu und Jacqueline Thomsen; Geschrieben von Scot W. Stevenson und Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)