Reuters

Großhandelspreise fallen so stark wie seit fast drei Jahren nicht mehr

14.06.2023
um 08:42 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Preise im deutschen Großhandel sind im Mai wegen günstigerer Energie zum zweiten Mal in Folge gefallen.

Sie sanken um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit Juli 2020, als der Ausbruch der Corona-Pandemie auch für ökonomische Verwerfungen sorgte. Im April hatte es bereits ein Minus von 0,5 Prozent gegeben - dies war der erste Preisrückgang gegenüber dem Vorjahresmonat seit Dezember 2020. Von April auf Mai sanken die Großhandelspreise ebenfalls und zwar um 1,1 Prozent.

Mit dem sinkenden Preisdruck im Großhandel könnte auch die Inflation in Deutschland weiter nachlassen. Denn der Großhandel gilt als Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden, Preisveränderungen kommen in der Regel mit Verzögerung auch bei den Verbrauchern an. Die Inflationsrate lag im Mai mit 6,1 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr.

Den größten Einfluss auf die Entwicklung der Großhandelspreise hatten im vergangenen Monat Mineralölerzeugnisse wie Benzin, die vor einem Jahr nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine besonders kräftig gestiegen waren. Diese waren diesmal um 22,7 Prozent billiger zu haben als ein Jahr zuvor. Ebenfalls günstiger waren Altmaterial und Reststoffe (-31,3 Prozent), Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermittel (-27,9 Prozent), Erze, Metalle und Metallhalbzeug (-22,1 Prozent) sowie chemische Erzeugnisse (-9,4 Prozent). Dagegen stiegen die Preise für Obst, Gemüse und Kartoffeln (+22,5 Prozent), Baustoffe und Bauelemente aus mineralischen Stoffen (+ 11,6 Prozent) sowie für lebende Tiere (+16,9 Prozent).

Viele Ökonomen halten den Höhepunkt bei der Inflation inzwischen für überschritten. "Allerdings dürfte insbesondere aufgrund der hohen Inflation zum Jahresbeginn die Teuerung im Gesamtjahr 2023 noch bei mehr als fünf Prozent liegen" sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Für 2024 sei eine Inflationsrate von weniger als 2,5 Prozent zu erwarten.

(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)