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EVG und Bahn nähern sich bei Tarifrunde an - "Noch Brocken wegzuräumen"

14.06.2023
um 14:22 Uhr

Berlin (Reuters) - In den Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn (DB) und der Eisenbahnergewerkschaft EVG kommt Bewegung.

Man sei dem Ziel eines Abschlusses für alle Beschäftigten einen Schritt nähergekommen, sagte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch am Mittwoch in einer Zwischenbilanz. Die seit Montag in Berlin laufenden Gespräche sind noch bis Freitag angesetzt. "Die größten Herausforderungen liegen noch vor uns", betonte Loroch. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler bezeichnete die Gespräche als intensiv und konstruktiv. Man sei zwar gut vorangekommen, "aber es sind noch einige Brocken wegzuräumen". Gemeinsames Ziel müsse sein, noch in dieser Woche einen Abschluss zu schaffen und damit eine tragfähige Gesamtlösung für beide Seiten zu erarbeiten.

In verschiedenen Arbeitsgruppen ringe man um Kompromisse, abschließende Vereinbarungen gebe es aber bisher nicht, sagte EVG-Vize-Chef Loroch. "Bislang haben wir noch nicht über die zu vereinbarende Lohnerhöhung und die Laufzeit des neuen Tarifvertrages verhandelt." Da gebe es noch viel Konfliktpotenzial. "Denn die Erwartungshaltung der Kolleginnen und Kollegen ist groß ? und damit auch die Streikbereitschaft."

Die Bahn bietet bis zu zwölf Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Für mittlere Einkommen bedeutet es zehn Prozent mehr, für höhere acht Prozent mehr. Dazu kämen 2850 Euro Ausgleichsprämie für die Inflation noch in diesem Jahr. Die EVG hatte das Angebot zuletzt als unzureichend besonders für untere Lohngruppen bezeichnet, sich aber verhandlungsbereit gezeigt. Die EVG fordert zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Über den Verhandlungen schweben nun seit Anfang Juni auch die Forderungen der konkurrierenden Lokführergewerkschaft GdL. Deren Chef Claus Weselsky kündigte jüngst mit gewohnt scharfer Rhetorik die Wunschliste der GdL an. Kernpunkte sind etwa 555 Euro mehr Geld pro Monat und eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent. Zudem plädiert die GDL für eine Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden pro Woche für Schichtarbeiter bei vollem Lohn und für eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro - unabhängig ob für Teilzeit- oder Vollzeitarbeitnehmende. Ferner fordert die Gewerkschaft einen Anstieg des Arbeitgeberanteils von derzeit 3,3 auf fünf Prozent für die betriebliche Altersvorsorge, die Einführung der Fünf-Schichten-Woche für Personal im Schichtdienst und eine Tariflaufzeit von maximal zwölf Monaten. Für die GDL gilt noch eine Friedenspflicht bis Ende Oktober.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)