Seoul (Reuters) - Milliardenschwere Verluste in der wichtigen Chip-Sparte haben Samsung die Bilanz verhagelt.
Die Geschäftszahlen des südkoreanischen Elektronikriesen fielen allerdings nicht so schlecht aus wie befürchtet. Der Konzerngewinn ist im abgelaufenen Quartal um 96 Prozent auf umgerechnet 422 Millionen Euro eingebrochen, wie Samsung auf Basis vorläufiger Berechnungen in der Nacht zu Freitag mitteilte. Dies sei das schlechteste Ergebnis seit dem Jahresauftakt 2009.
Vom Datenanbieter Refinitiv befragte Experten hatten mit einem deutlicheren Rückgang auf 390 Millionen Euro gerechnet. Daher lobte Analyst SK Kim vom Brokerhaus Daiwa die Zahlen als solide. Dies verdanke Samsung dem robusten Display- und Mobiltelefon-Geschäft, das einen Konzernverlust verhindert habe. Die Aktien gaben in Seoul dennoch um 2,2 Prozent nach. Analyst Park Kwang-nam vom Vermögensverwalter Mirae machte Gewinnmitnahmen hierfür verantwortlich, da die Geschäftsentwicklung im abgelaufenen Quartal generell mit Erleichterung aufgenommen worden sei.
VOM GEWINNBRINGER ZUM SORGENKIND
Fallende Preise brockten der Samsungs Speicherchip-Sparte, die üblicherweise ein Gewinnbringer ist, einen Verlust von umgerechnet 3,2 Milliarden Euro ein. "Der Preisrückgang dieser Produkte war aber nicht so stark wie befürchtet", sagte Analyst Park Kang-Ho vom Finanzdienstleister Daishin. Investoren warteten daher gespannt auf die Bekanntgabe der endgültigen Quartalsergebnisse des Konzerns. Sie erhofften sich Hinweise auf die Entwicklung der Speicherchip-Nachfrage und darauf, ob die Konzentration auf andere Chip-Typen die Ertragssituation verbessere.
Dem Datenanbieter TrendForce zufolge sind die Preise für Speicherchips in den vergangenen Monaten wegen mangelnder Nachfrage um 13 bis 18 Prozent zurückgegangen. Allerdings hat sich die Talfahrt zuletzt verlangsamt, weil Samsung und einige Konkurrenten die Produktion gedrosselt hatten. Als Ausgleich versucht Samsung, vom Hype um ChatGPT & Co zu profitieren und mit Spezialchips für Künstliche Intelligenz (KI) zu punkten. Außerdem bietet sich der Konzern als Auftragsfertiger an.
Greg Roh, Chef-Analyst der Investmentbank des Autobauers Hyundai, erwartet zum Jahresende wieder anziehende Speicherchip-Preise. In der zweiten Jahreshälfte 2024 könne dann mit zweistelligen prozentualen Zuwächsen gerechnet werden. "Da Samsung anders als die Konkurrenz die Investitionen in das Speicherchip-Geschäft stabil hält, wird sich dies 2025 in Form einer vergrößerten Marktdominanz auszahlen."
(Bericht von Joyce Lee und Heekyong Yang, geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)