Berlin (Reuters) - Wegen der konjunkturbedingt schwachen Werbemärkte schraubt der europäische Fernsehkonzern RTL seine Ziele für 2023 herunter.
Man peile nur noch Erlöse von rund 7,0 Milliarden Euro an, nach bisher prognostizierten 7,3 bis 7,4 Milliarden Euro, teilte die Bertelsmann[BTGGg.F]-Tochter am Dienstag mit. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) dürfte erneut sinken und mit rund 950 Millionen Euro um gut 50 Millionen niedriger ausfallen als bislang erwartet. Im ersten Halbjahr fiel der Umsatz um 5,1 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro. Der Ebita-Gewinn halbierte sich auf 250 Millionen Euro und das Ergebnis unterm Strich sackte um etwa 57 Prozent auf 132 Millionen Euro.
Für das zweite Halbjahr erwartet RTL stabile bis leicht wachsende TV-Werbeumsätze, im laufenden dritten Quartal aber noch rückläufige Zahlen. In den ersten sechs Monaten waren diese Erlöse um 12,5 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro gefallen, besonders in Deutschland lief das Werbegeschäft schlecht. Die schwache Konjunktur samt Energiekrise und hoher Inflation sorgen dafür, dass sich Werbekunden zurückhalten.
Das Marktumfeld in der ersten Jahreshälfte sei besonders herausfordernd gewesen, sagte RTL-Chef Thomas Rabe. "Wir sind davon überzeugt, dass wir durch Investitionen über den Konjunktur-Zyklus hinweg unsere Wettbewerbspositionen weiter gestärkt haben, wenn sich die Werbemärkte erholen."
Die Summe zahlender Abonnenten der Streaming-Dienste RTL+ in Deutschland und Ungarn sowie Videoland in den Niederlanden stieg um 34,1 Prozent auf 6,0 Millionen. Vor allem wegen Investitionen in das Streaminggeschäft - bei Inhalten, Technik und Marketing - nimmt RTL weniger Gewinn in Kauf. Dieser fällt nun wegen des mauen Jahresstarts geringer aus als ohnehin erwartet.
RABE - SCHLIESSEN ZEITSCHRIFTENVERKAUF IM SOMMER AB
Der Verkauf von Zeitschriften der Verlagstochter Gruner+Jahr solle noch im Sommer abgeschlossen werden, kündigte Rabe an. Gespräche mit dem künftigen Eigner des Fußballmagazins "11 Freunde" und der Kunstzeitschrift "Art" seien weit gediehen. Medienberichten zufolge ist der "Spiegel"-Verlag an beiden Titeln interessiert. RTL hatte zuletzt bereits Käufer für das Wissensmagazin "P.M." (an GeraNova Bruckmann) und das Wirtschaftsmagazin "Business Punk" (an die Weimer Media Group) gefunden.
Nach der Komplettübernahme von Gruner+Jahr für 228 Millionen Euro zum 1. Januar 2022 dampft RTL das Zeitschriften-Geschäft des Hamburger Traditionsverlags massiv ein und streicht rund 500 Arbeitsplätze. Etwa 200 weitere Jobs der insgesamt 1900 Vollzeitstellen sollen durch den Verkauf von Titeln wegfallen. Zusätzlich werden in anderen Bereichen von RTL Deutschland bis 2025 rund 300 Vollzeitjobs abgebaut.
Rabe ist derzeit Chef von Bertelsmann, der RTL Group und RTL Deutschland. Bei RTL Deutschland solle die Führungsarbeit wie zuletzt auf mehreren Schultern verteilt werden, sagte der Manager, der sich bis auf Weiteres in einer Art "Chairman-Rolle" sieht. Rabe signalisierte, dass er seinen Chefposten beim Deutschland-Geschäft bis 2025 abgeben werde. "Diese Struktur ist nicht von Dauer, jedenfalls nicht für die Ewigkeit."
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Olaf Brenner.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)